Der Bündner Feuerwehrchef Hansueli Roth (61) ist mit seinen Männern im Ausnahmezustand
Feuertage statt Feiertage

Zwischen Weihnachten und Neujahr gingen Südbündner Wälder reihenweise in Flammen auf. Damit nicht genug: In Arosa brannte auch noch ein Hotel ab. Und noch schlimmer: Im Misox GR und auch in der Leventina TI brennt es weiter.
Publiziert: 03.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:10 Uhr
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Zwischen Soazza und Mesocco GR brennt es weiter.
Foto: Niklaus Waechter
Myrte Müller

Müde schaut Hansueli Roth (61) aus. Geschafft. Seit dem 27. Dezember 2016 ist der kantonale Feuerwehrinspektor auf Trab: «Wenn es hoch kommt, habe ich in diesen Nächten drei bis vier Stunden geschlafen.» Die Festtage hat sich der Bündner Feuerwehrchef wahrlich anders vorgestellt.

Kurz nach Weihnachten beginnt der Berghang zwischen Soazza und Mesocco GR zu lodern. Einen Tag später brennt der Wald in Calanca GR. Am Freitag dann noch einmal Grossalarm: Das Posthotel in Arosa GR geht in Flammen auf. 150 Gäste werden gerettet, drei kommen mit Rauchvergiftung ins Spital. Das fünfstöckige Traditionshaus ist total zerstört. 

«So viele Feuer auf einmal habe ich noch nie erlebt»

Der erfahrene Retter resümiert: «Ich bin seit 40 Jahren bei der Feuerwehr, seit 20 kantonaler Inspektor, aber so viele Brände hintereinander habe ich noch nie erlebt.» Ein Ende ist nicht in Sicht. Zwar sind die Feuer in Calanca und Arosa gelöscht, doch im Misox brennt es weiter. Vier Helikopter, zwei von der Armee und zwei zivile, sind noch immer am Löschen. 

Die Wetterprognosen machen Roth Angst. «Es soll wieder windig werden», sagt der Feuerwehrchef ernst. «Wenn die Flammen den Schutzwald zerstören, dann haben wir die Katastrophe.» Wegen Steinschlag- und Lawinengefahr könnten bis zu hundert Menschen aus Mesocco evakuiert werden müssen.

Starke Winde gefährden die Löscharbeiten

Der Einsatz koste schon über eine Million Franken, rechnet Roth vor. Über 40 Piloten, hundert Feuerwehrleute und Techniker waren zwischen den Feiertagen im Einsatz. Insgesamt schöpften die Helis bereits 2000 Tonnen Wasser aus der Moesa. Über 130 Hektar Wald sind verbrannt. 

Arosa unter Schock

Auch Arosas Kurdirektor Pascal Jenny (42) steckt der Schock noch in den Gliedern: «Wir mussten die Gäste vom Posthotel betreuen. Manche hatten in der Nacht des Feuers nur einen Bademantel an. Viele haben alles Gepäck verloren, auch ihre Papiere.» Die betroffenen Gäste wurden in anderen Hotels untergebracht. Auch Touristen, die ahnungslos anreisten, müssen Jenny und sein Team versorgen. 

Das Posthotel sei bis Mitte April sehr gut ausgebucht, sagt der Tourismuschef. Wann und ob es wieder aufgebaut werden kann, steht in den Sternen. Genau, wie die Frage: Wann Feuerwehrchef Roth und seine Männer endlich zur Ruhe kommen. 

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