Nach den Enthüllungen über den Pfusch mit persönlichen Daten von Abermillionen Facebook-Nutzern ist eine Boykott-Welle ausgebrochen: Tausende Internet-User posteten auf Twitter Screenshots von der Löschung ihres Facebook-Profils.
Der Hashtag #deletefacebook verbreitete sich nicht nur in den Vereinigten Staaten – die Volksseele kocht wegen der laschen Datenschutz-Praxis von Mark Zuckerberg und Co. weltweit.
Eine Massenflucht, die auch die Schweiz trifft? Dominik Allemann vom Kommunikationsbüro Bernet bezweifelt dies: «Ich glaube nicht, dass es jetzt kurz nach den Enthüllungen dazu kommen wird.» Doch es werde sicher den einen oder anderen Schweizer geben, dem Facebook nun nicht mehr geheuer sei.
Gratis gegen Daten
Allemann spricht von einem «Fluch», wenn er die Beziehung zwischen Facebook und seinen Nutzern beschreibt: «Einige telefonieren sogar lieber über Messenger-Apps wie Whatsapp, weil es gratis und einfach ist.» Dass man dafür im Gegentausch Unmengen an Daten solchen Plattformen gebe, sei nicht vielen Nutzern bewusst.
Erschwerend komme dazu, dass es einen Trend von Facebook weg hin zu anderen Plattformen gibt. «Auf Facebook war es schon schwierig zu unterschieden, welche Beiträge bezahlt werden und welche von Freunden oder abonnierten Seiten stammen», sagt Allemann weiter. Mit Instagram oder Snapchat nähmen Infoflut, Tempo und Komplexität gar noch zu.
Facebook reagierte spät
Für den PR-Profi ist deshalb klar: «Wir stumpfen ab und müssen uns als Nutzer fragen, welchen Plattformen wir noch vertrauen können.» Allemann hofft deshalb, dass Journalisten weiterhin ihre Arbeit machen.
Am Wochenende enthüllten Journalisten von «New York Times» und «Guardian», wie die Daten-Firma Cambridge Analytica mit persönlichen Daten von 50 Millionen Nutzern Wahlkampf betrieb. Facebook reagierte am Wochenende und sperrte Cambridge Analytica aus – zwei Jahre, nachdem das Datenleck erstmals bekannt geworden sein soll.