Das Dorf liegt nur wenige Kilometer vom Berge aller Berge, dem Matterhorn, entfernt und hat einen der schweizweit höchsten Ausländeranteile: Täsch VS mit 1300 Einwohnern. Aktuell haben 60 Prozent davon einen ausländischen Pass, rechnet Gemeindepräsident Mario Fuchs vor: «Tendenz steigend.» Vor vier Jahren waren es noch 54 Prozent. Wenn die neusten Zahlen publiziert werden, ist Täsch wieder heisse Anwärterin auf einen Spitzenplatz im Ausländerranking. Und dem Gemeindepräsidenten graut es jetzt schon davor.
Auch jetzt gibt der Politiker nur widerwillig Auskunft. «Jedes Mal, wenn die neuen Ausländerstatistiken publiziert werden, erscheint wieder ein negativer Bericht über unsere Gemeinde», begründet er. Als «Schattenseite von Zermatt» sei man sogar schon betitelt worden.
Die Walliser Rösti wird auf Englisch bestellt
Ganz falsch ist diese Bezeichnung nicht. Täsch ist der letzte Ort im Tal vor der Sackgasse Zermatt. Ab hier geht es mit dem Auto nur mit Sonderbewilligung weiter. Eine Folge ist, dass im Talboden ein gigantisches Parkhaus aus dem Boden gestampft wurde. Auch der Bahnhof passt eher zu einer mittelgrossen Stadt als zu einem Bergdorf.
Das Matterhorn sieht man vom Dorfkern nicht, sondern man muss den Berg hoch. Dafür kann man sich hier die Mieten noch leisten. «Das logische Resultat ist, dass sich die oft portugiesischen Zimmermädchen, Kellner und Portiers aus Zermatt hier niederlassen», sagt der Gemeindepräsident. «Und ein paar eher preisempfindliche Touristen.»
Mit Deutsch kommt man dann auch nicht überall weiter. «Do you speak English?», fragt Kellnerin Tania (23), als jemand eine Walliser Rösti bestellen will. Sie stamme aus Lissabon, erzählt sie später in einer ruhigen Minute, und arbeite schon seit zehn Jahren in der Region. «Um meine zwei Kinder zu ernähren.» Im Gegensatz zu ihrem Arbeitskollegen Pedro (24), der mit acht Jahren hierherkam, will sie in der Schweiz bleiben.
Ausländer bringen Leben ins Dorf
Für die Wirtschaft sind die Einwanderer ein Segen. Denn wer hierherkommt, hat einen Job. Zwar zahlt das ausländische Arbeiterheer wegen tiefer Löhne nicht viel Steuern. Aber es bezieht auch fast niemand Sozialleistungen. Und: Die Ausländer bringen Leben ins Dorf.
So wie Silvio (36) und Karen Janik (30). Silvio kam vor Jahren als Auszubildender aus Deutschland und lernte die Halb-Ecuadorianerin Karen kennen. Am Tag, als BLICK Täsch besucht, feiern die beiden gerade die Eröffnung ihrer Bäckerei. «Ich importiere Kakaobohnen aus der Heimat meiner Mutter und mache daraus ein typisch schweizerisches Produkt hier in der Heimat meines Vaters», erklärt sie ihr Geschäftsmodell in breitem Walliser Dialekt. Und lacht schallend ihren deutschen Mann aus, als dieser behauptet, er stamme ja aus dem Erzgebirge und sei darum mit Bergen aufgewachsen. In der «Coffee & Chocolate Bar» gibt es zudem noch portugiesische Süssigkeiten, damit wirklich jeder etwas findet.
So läufts in Täsch: Eine Brasilianerin eröffnete einen Schönheitssalon, am Abend kurbeln die geselligen Südländer die Umsätze in den Beizen an. Das meistverkaufte Bier: Super Bock aus Portugal.
Gastarbeiter kommen auch ohne Deutsch gut durch
Von Problemen erfährt man nur hinter vorgehaltener Hand. Niemand will es sich mit den Nachbarn verscherzen. Luis (16) berichtet etwa von rassistischen Sprüchen auf dem Fussballplatz. Und: Weil so viele Gastarbeiter aus derselben Region stammen, bleiben sie gern unter sich – was der Integration nicht förderlich ist.
Eva Jenni ist Integrationsbeauftragte und sagt: «Wenn an der Schule drei von vier Kindern portugiesisch sprechen, erschwert dies das Lernen der deutschen Sprache natürlich.» Hier versuche man beispielsweise mit Sprachkursen und zusätzlichen Integrationsangeboten Gegensteuer zu geben. «Man kommt eben auch mit Portugiesisch gut durch», seufzt Jenni. Das erhöht aber das Risiko, dass Schweizer und Ausländer mehr nebeneinanderher als miteinander leben.
Trotzdem ist man voneinander abhängig. Im Dorf-Coop gibt es ein ganzes Gestell mit portugiesischen Produkten. «Da habt ihr euch aber sehr gut auf die auswärtigen Gäste eingestellt», sagt BLICK scherzend zur Kassiererin. Die schüttelt bestimmt den Kopf: «Das sind keine Auswärtigen», sagt sie. «Das sind iischi Iheimischu!» – das sind unsere Einheimischen! Das Matterhorn ist längst zum Schmelztiegel geworden.
Täsch im Kanton Wallis grenzt direkt an die Tourismus-Metropole Zermatt. Die Gemeinde liegt auf 1449 Metern über Meer und hat 1300 Einwohner. Ein Grossteil der Bewohner hat eine portugiesische Staatsbürgerschaft und arbeitet in der Tourismusindustrie. Täsch ist die letzte Gemeinde im Mattertal, die mit dem Auto erreichbar ist. In den letzten Jahren hat die Gemeinde ein starkes Wachstum erlebt, so wohnten im Jahr 2000 erst 830 Menschen im Dorf, im Jahr 1950 waren es etwas mehr als 400. Der Gemeindepräsident Mario Fuchs ist parteilos.
Täsch im Kanton Wallis grenzt direkt an die Tourismus-Metropole Zermatt. Die Gemeinde liegt auf 1449 Metern über Meer und hat 1300 Einwohner. Ein Grossteil der Bewohner hat eine portugiesische Staatsbürgerschaft und arbeitet in der Tourismusindustrie. Täsch ist die letzte Gemeinde im Mattertal, die mit dem Auto erreichbar ist. In den letzten Jahren hat die Gemeinde ein starkes Wachstum erlebt, so wohnten im Jahr 2000 erst 830 Menschen im Dorf, im Jahr 1950 waren es etwas mehr als 400. Der Gemeindepräsident Mario Fuchs ist parteilos.
Über zwei Millionen Ausländer leben in der Schweiz, viele in den Städten und Agglomerationen. Daneben gibt es Dörfer, die ihre Ausländer an einer Hand abzählen können, wo diese fast noch exotisch sind. BLICK besucht rund um den 1. August solche Orte und schaut, wie das Zusammenleben ist.
Über zwei Millionen Ausländer leben in der Schweiz, viele in den Städten und Agglomerationen. Daneben gibt es Dörfer, die ihre Ausländer an einer Hand abzählen können, wo diese fast noch exotisch sind. BLICK besucht rund um den 1. August solche Orte und schaut, wie das Zusammenleben ist.