Beim Pfandleiher Cedric Domeniconi (46) in der deutschen Enklave Büsingen ist viel los. Die Schweizer Kunden haben Geld im Sack, wenn sie in das kleine Büro im ersten Stock kommen. So zahlen sie ihre hoch verzinsten Kredite zurück und nehmen dafür ihre wertvollen Autos mit, die sie bei Domeniconi als Sicherheit deponiert hatten.
Bündel von Bargeld
Die meisten zahlen Cash. Sie wollen ihre Luxusschlitten auch gleich mitnehmen. «Vertrauen ist gut, Bargeld ist besser», sagt der Inhaber von Auto-Pfandhaus.ch. Dabei will er das Geld gar nicht. «Mit jeder Rückzahlung verlieren wir einen Kunden», sagt er. «Im Moment ist es schlimm. Wir haben schon etwa einen Drittel des Kreditvolumens eingebüsst. Die Kunden kommen mit Bündeln von Bargeld.»
«Corona-Kredite sind schuld»
Den Grund für den Geldsegen verraten die Kunden nicht. Aber Cedric Domeniconi ist sich sicher: «Die Corona-Kredite sind schuld. Die meisten nutzen die Gunst der Stunde und lösen ihre teuren Kredite ab.»
Da ist zum Beispiel ein Schweizer Bauunternehmer und Immobilienhändler. Er hat im März einen Kredit über 90'000 Franken aufgenommen. Verpfändet hat er dafür seinen geliebten Ferrari. Er ist Stammkunde bei Domeniconi. Normalerweise zahle er seine Kredite nach neun Monaten zurück. Doch jetzt passierte etwas Ungewöhnliches, sagt der Pfandleiher: «Er hat bereits nach drei Wochen das Auto wieder ausgelöst. Das ist für ihn völlig untypisch.»
Am 23. März hatte der Bundesrat, also kurz vor dem Besuch des Immobilienhändlers, ein milliardenschweres Rettungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen beschlossen. Bis 500'000 Franken sind bei der Bank relativ unkompliziert abzuholen. Zins: null Prozent. Effektiver Jahreszins beim Pfandleiher: 70 Prozent (1 % Zins pro Monat, dazu eine Gebühr von 3,5 % sowie Parkplatzkosten von 5 Franken pro Tag).
Fast keine Kunden mehr
Normalerweise lagern bei Domeniconi bis zu 80 Autos. In schlechten Zeiten sind es halb so viele. Jetzt stehen beim Auto-Pfandleiher nur rund 30 Autos. Der Geschäftsmann nennt keine genauen Zahlen – zu sehr soll die Konkurrenz ihm nicht in die Karten gucken.
Vor allem Leute aus der Finanz- und Immobilienbranche haben verdächtig schnell zurückgezahlt, sagt Domeniconi. Dabei habe das Business Anfang Jahr gut ausgesehen. «Wir hatten vor den Hilfskrediten eher ein Wachstum zu verzeichnen. «Viele Geschäftsleute hatten Liquiditätsengpässe wegen des Lockdowns. Vor allem im Event-Business. Doch nach den Hilfskrediten hatten alle wieder Geld.»