Dafür erhielt SS-Mann Alois Brunner Schutz in Syrien
Nazi lehrte die Assads das Foltern

Schon der Vater von Syriens heutigem Machthaber Bashar al-Assad führte sein Land mit brutaler Hand. Er liess sich vom SS-Mann Alois Brunner in Drill und Foltermethoden einführen. Dafür gewährte er ihm Schutz vor den Nazijägern.
Publiziert: 05.04.2017 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
Alois Brunner: links im Jahr 1940, rechts bei einem Interview der Zeitschrift «Bunte» 1985 in Syrien. Durch Briefbomben hatte er ein Auge und mehrere Finger verloren.
Foto: picture-alliance / dpa
Guido Felder

Präsident Bashar al-Assads (51) Sündenregister ist lang. In den vergangenen Jahren liess sein Regime in Syrien Gefangene prügeln, strangulieren und verhungern. Die Uno-Menschenrechtskommission spricht von «massiven Beweisen» für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Syrienkrieg.

Am Dienstag kam es in der syrischen Stadt Chan Scheichun zu einem Giftgas-Anschlag, der an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Mindestens 72 Menschen starben qualvoll. Sowohl die EU als auch die USA machen das Assad-Regime dafür verantwortlich.

Unter den Opfern des Giftgas-Anschlags in Syrien am Dienstag waren auch viele Kinder.
Foto: imago/ZUMA Press
Hafiz al-Assad 1990 in Genf. Er regierte Syrien von 1971 bis 2000.
Foto: imago/ZUMA/Keystone

Der heutige Machthaber hat seine Brutalität sozusagen geerbt. Denn schon sein Vater Hafiz al-Assad (†69) hatte sein Land von 1971 bis 2000 mit harter Hand regiert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigt ihn, dass unter seiner Herrschaft Tausende Syrer Opfer von staatlichen Morden geworden seien.

Foltern gelehrt mit Hilfe von «Bluthund» Brunner

Vater Assad hatte das Folter-Handwerk von prominenter Seite gelernt: vom ehemaligen SS-Hauptsturmführer Alois Brunner (†89). «Bluthund» Brunner war im Zweiten Weltkrieg mitverantwortlich gewesen für die Deportation von 130’000 Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager. 1954 gelang es ihm, unter falschem Namen nach Syrien zu fliehen, wo er bis zu seinem Tod (vermutlich 2001) lebte. Hafiz al-Assad schützte ihn vor dem Zugriff der Nazijäger, die auf seinen Kopf Belohnungen bis zu 333’000 Dollar ausgesetzt hatten.

Die Assad-Familie etwa 1992. Vorne der damalige Präsident Hafiz al-Assad mit seiner Frau Anisa Machluf. In der hinteren Reihe der heutige Machthaber Bashar (2.v.l.) mit seinen Geschwistern.
Foto: imago/United Archives International

Dafür führte Brunner die syrische Regierung in die brutalen Nazi-Methoden ein. Das Schweizer Magazin «Reportagen» berichtet, dass Brunner nach seiner Ankunft in Syrien den Pionier des Geheimdienstes, Oberst Abdel Hamid al-Sarraj, beriet. Auch als Vater Assad 1971 Präsident wurde, stand Brunner zur Seite. «Reportagen» zitiert einen ehemaligen Leibwächter: «Er stellte sich als enger Berater Hitlers vor. Und sogleich wurde er zum Präsidentenberater ernannt. Man schickte ihn nach Wadi Barada, einer Geheimdienstbasis. Dort hat er alle Hauptleute gedrillt.» Er sei auch «Spezialist für Folter» gewesen.

Eichmanns bester Mann

Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann (†56), Architekt der «Endlösung» und mitverantwortlich für den Tod von sechs Millionen Menschen, schrieb in seinen Memoiren über Brunner: «Er war mein bester Mann.»

Der Nazijäger Serge Klarsfeld zeigt den Artikel mit Alois Brunner in der «Bunten». Ihm gelang es nicht, den Naziverbrecher zu fassen.

Trotz seines Verstecks wurde Brunner in Syrien aufgespürt. Durch zwei Briefbomben 1961 und 1980 verlor er ein Auge und mehrere Finger. 1985 gewährte er der deutschen Zeitschrift «Bunte» sogar ein Interview, in dem er seinen Judenhass kundtat und sagte: «Israel wird mich nie bekommen.» Mit der Zeit fiel Brunner bei Assad in Ungnade und wurde bis zu seinem Tod gefangen gehalten.

Die Nazis haben in Syrien nicht nur mit ihren Drill- und Foltermethoden schreckliche Spuren hinterlassen. Auch das Gift Sarin, mit dem am Dienstag vermutlich der tödliche Anschlag verübt wurde, war ein Produkt der Nazis!

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