Kein Land leidet stärker unter dem Coronavirus als Italien. Bis Samstag starben 4825 Menschen in unserem südlichen Nachbarland. Das sind 793 mehr als am Vortag und so viele wie bisher an keinem anderen Tag in einem einzigen Land. Italien ist bereits jetzt das Land mit den meisten Corona-Toten und es sieht nicht so aus, als ob die Zahlen bald sinken. Die Regierung hatte daher erst am Freitag die Ausgangssperren verschärft, die seit dem 10. März landesweit gelten. Allerdings fordern Regionalpolitiker im Norden weitere Massnahmen.
Insgesamt stieg die Zahl der Infizierten auf 53'578 Menschen. Im ganzen Land wurden am Samstag die Kontrollen verschärft, um Verstösse gegen die Quarantäne-Regeln zu vermeiden.
Todesursache nicht abschliessend geklärt
Zivilschutzchef Angelo Borrelli betonte in Rom, dass bei den Verstorbenen die Todesursache nicht abschliessend geklärt sei: Also ob die Menschen nur an Covid-19 starben oder ob der Grund eine andere Krankheit war. Die allermeisten Opfer sind über 70 Jahre alt, viele litten an einer oder mehreren Krankheiten, zum Beispiel an Diabetes, Krebs oder Atemwegsproblemen. Allerdings warnen Experten auch, dass die Krankheit bei jüngeren Menschen einen schweren Verlauf nehmen kann.
Russland schickt derweil wegen der dramatischen Lage in Italien medizinische und personelle Hilfe im Kampf gegen das Coronavirus, wie der Kreml mitteilte. Auf Bitten Italiens sollen unter anderem Schutzausrüstungen, mobile Versorgungsstationen und Mittel für eine grossflächige Desinfektion von Verkehrsmitteln und Gebieten bereitgestellt werden.
Viele andere Länder hoffen, dass es bei ihnen nicht so weit kommt wie in Italien. In Staaten rund um den Globus wächst die Befürchtung, dass das eigene Gesundheitssystem mit einer plötzlichen Vielzahl an Schwerkranken schnell an seine Grenzen geraten könnte, so wie im italienischen Bergamo (BLICK berichtete). Vielerorts wurde deshalb das öffentliche Leben am Wochenende weiter eingeschränkt, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 zu verlangsamen.
Deutlich mehr Fälle in Spanien, Frankreich und England
In Spanien steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle ebenfalls weiter an. Fast 25'000 Infizierte meldete das Gesundheitsministerium - 5000 mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten kletterte um ein Drittel auf mehr als 1300. Besonders heftig betroffen ist die Region Madrid.
In England erhöhte sich die Zahl der Toten durch das Coronavirus binnen 24 Stunden um 53 auf 220. In Frankreich stieg die Zahl der Coronavirus-Toten um 112 auf 562 an. Dies teilte das Gesundheitsministerium in Paris mit. Nach Zahlen vom Samstag sind 14'459 Menschen infiziert, 1847 mehr als am Vortag. Frankreich hatte am Dienstag eine Ausgangssperre verhängt. In Deutschland gibt es bisher insgesamt rund 70 Tote bei mehr als 21'000 Infizierten.
Verlangsamung in Österreich
Die Verbreitung des Coronavirus verlangsamt sich in Österreich derzeit. Der Anstieg von 2203 auf 2664 Fälle im Zeitraum von 24 Stunden bis Samstag bedeutet eine Zuwachsrate von rund 21 Prozent. Am Samstag vergangener Woche waren es beispielsweise noch über 40 Prozent. Acht Menschen starben bisher an der Lungenkrankheit.
Im ebenfalls schwer mitgenommenen Iran stieg die Bilanz auf 1556 Tote an. Aus Finnland oder Litauen wurden die ersten Toten im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet.
16'000 Infektionen in den USA
In den USA wurden nach neuen Angaben der Johns Hopkins Universität mehr als 16'600 Infektionsfälle gezählt. Nach New York und Kalifornien verhängte auch der Bundesstaat Illinois drastische Massnahmen im Kampf gegen das Virus.
In Afrika, wochenlang ein grösstenteils weisser Fleck auf der Infektions-Weltkarte, wurden nunmehr in 38 Ländern Fälle von Sars-CoV-2 nachgewiesen.
Keine neuen Fälle in China
China - als Ausgangsort des Virus auch das bislang mit mehr als 81'000 Fällen am stärksten betroffene Land - meldete den dritten Tag in Folge keine neuen Infizierungen, die im Inland übertragen worden seien. Allerdings gibt es laut der Gesundheitskommission 41 neue «importierte» Fälle, also aus dem Ausland zurückgekehrte Reisende.
Nach Angaben der US-amerikanischen Johns Hopkins University, die die von den Regierungen gemeldeten Coronavirus-Daten sammelt, lag die Zahl der weltweit Infizierten am Samstag bei 286'816. An der vom Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 starben demnach bisher knapp 12'000 Menschen.
EU drängt zu drastischen Massnahmen
Die EU-Kommission drängt derweil die Mitgliedsländer zu drastischen Massnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus. «Es ist lebenswichtig, dass die Massnahmen, um soziale Distanz durchzusetzen, früh, entschieden und schnell umgesetzt werden», sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der «Welt am Sonntag». Nur so lasse sich die Ausbreitung des Virus verlangsamen und der Druck auf die Gesundheitssysteme reduzieren.
Zugleich rief die EU-Kommissarin die Mitgliedstaaten zu einer besseren Zusammenarbeit in der Krise auf. Die Kommissarin weiss nach eigenen Angaben, «wie schwierig es für Regierungen ist, so weitreichende Entscheidungen für Millionen Menschen zu treffen, deren tägliches Leben und deren Wirtschaft davon beeinflusst wird".
An den Grenzübergängen verbesserte sich die Situation europaweit, nachdem Grenzschliessungen infolge der Corona-Krise riesige Staus im Reise- und Güterverkehr verursacht hatten. «An einigen Grenzen gibt es aber immer noch Probleme», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Die EU verfolge die Entwicklung auch anhand von Satellitenbildern. Von der Leyen warnte, dass Lastzüge mit wichtiger und verderblicher Fracht feststeckten. (SDA/vof)