«Manchmal muss man im Schützengraben liegen, um eine Situation richtig zu verstehen», sagte er weiter bezüglich dem Sammeln von Erfahrungen des Tessins bei der Coronavirus-Ausbreitung. «Von Bern aus ist das schwieriger», erklärte er.
Am Schluss habe das Tessin in seiner Vorreiterrolle bei der Coronavirus-Krise allerdings Gehör in Bern gefunden, relativierte Gobbi etwas. Die Landesregierung habe dann viel für den Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitgeber getan, führte er weiter aus. Dank der Krisenfenster habe man weitergehende Massnahmen ergreifen können, hiess es.
Als Lehren aus der Coronavirus-Krise führt der Tessiner Regierungspräsident aber an, dass «das Epidemiengesetz nicht immer flächendeckend umgesetzt werden sollte». «Naturkatastrophen und technische Unglücke sind selten ein landesweites Problem», führte der 43-Jährige weiter aus. Sie verursachten begrenzte Schwierigkeiten, die regional angegangen werden sollten.
Als weitere Erkenntnis sagte Gobbi zum «Blick», dass die Schweiz zu wenig gut auf die Situation vorbereitet gewesen sei. «Nicht nur der Bund und die Kantone hatten in ihrer Planung nicht genügend Schutzmaterial sichergestellt für sich selbst sowie die Spitäler, Altersheime und andere Einrichtungen. Wir alle hatten nicht die 50 Schutzmasken zu Hause, die wir laut Notfall-Vorsorgeplanung auf Lager haben sollten», kritisierte er.
Ausserdem seien die Klubs vom Bund zu früh geöffnet worden, beklagte der Politiker. «Viele Kantone mussten den Entschied korrigieren», betonte er.
Obendrein kritisierte Gobbi die Kommunikation des Bundes: «Es gab Beschlüsse, von denen wir erst kurz vor der Medienkonferenz erfuhren», hiess es. Nach Pressekonferenzen des Bundesrates hätten dann im Tessin die Telefone Sturm geläutet, weil Informationen nicht immer mit den erläuternden Berichten übereingestimmt hätten, sagte er energisch gegenüber dem «Blick».
(SDA)