Coronavirus - Schweiz
Schweiz gedenkt der über 9300 Corona-Todesopfer

Mit einer Gedenkminute und Glockengeläute hat die Schweiz am Freitagmittag der über 9300 Menschen gedacht, die in der Corona-Pandemie gestorben sind. Vor genau einem Jahr war in der Schweiz der erste Todesfall wegen des Coronavirus bekannt geworden.
Publiziert: 05.03.2021 um 04:37 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 13:11 Uhr
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried und die Gemeinderätinnen Franziska Teuscher, links, und Marieke Kruit, bei der Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie im Erlacherhof in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

Der Aufruf von Bundespräsident Guy Parmelin löste ein breites Echo aus. In grösseren und kleineren Orten sowie in allen Landesteilen wurden am Freitagmittag teilweise bis zu einer Viertelstunde die Kirchenglocken geläutet.

Einen Moment der Andacht gab es auch im Bundeshaus. «Um 11.59 Uhr in der Bundesratssitzung: Die Regierung legte eine Schweigeminute ein und gedachte der Verstorbenen und Betroffenen der Corona-Pandemie. Danke den Kirchen, das Geläut spendete Trost», schrieb Bundesratssprecher André Simonazzi auf Twitter.

Auf und rund um den Bundesplatz in Bern hielt rund ein Dutzend Menschen am Mittag kurz inne. Zwei Polizisten kontrollierten just in diesem Moment eine Frau mit einem Transparent, die die «Verleumdungspolitik der SVP» gegenüber Gesundheitsminister Alain Berset kritisierte. Nach 12 Uhr war in der Berner Stadtmitte von überall das Geläut der Landeskirchen zu hören.

Glockengeläute auch in Zürich: Im Grossmünster zündete Pfarrer Christoph Sigrist für die Opfer der Corona-Pandemie eine Kerze an.

In Basel läutetet die Glocke der Kirche St. Anton am Kannenfeldplatz bis 12.10 Uhr. Ein älterer Passant hielt für etwa zwei Minuten an, eine Frau verbrachte die Gedenkminuten auf ihrem Balkon und wischte sich Tränen aus den Augen.

Über die Stadt Luzern hinweg erschallte ab Punkt 12 Uhr das mehrstimmige Geläut der Glocken verschiedener Kirchen. Derweil nahm der übliche Mittagsverkehr seinen Lauf. Nach einer Viertelstunde verstummten die letzten Glocken.

Auch in Thun läutetet am Freitagmittag die Glocken. Doch kaum jemand in der Innenstadt mochte an diesem regnerischen Tag lange innehalten, um der Todesopfer der Corona-Pandemie zu gedenken. Nur ganz vereinzelt hielten Menschen inne, um den Glocken der Thuner Stadtkirche zu lauschen. Und auch sie schlugen bald wieder den Kragen hoch und machten sich auf den Weg.

Der Aufruf Parmelins löste auch auf Twitter unter dem Hashtag CoronaCHsilence eine Welle der Solidarität aus. Mehrere Schweizer Botschaften im Ausland hielten für einen Moment der Trauer und Solidarität inne.

Sogar die Belegschaft der US-Botschaft in Bern schloss sich der Schweigeminute an, um ihre Dankbarkeit für die Freundschaft und Unterstützung der Schweizer Freunde und Partner zu demonstrieren.

Auslöser der Schweigeminute und des Glockengeläuts war der Jahrestag des ersten Corona-Opfers in der Schweiz. Eine 74-jährige Frau aus dem Kanton Waadt starb am 5. März im Universitätsspital Lausanne (Chuv) an den Folgen einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Seither ist die Zahl der Todesopfer stetig angestiegen und beträgt gemäss den offiziellen Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) inzwischen über 9300.

Im Hinblick auf den Jahrestag hatte Bundespräsident Parmelin zu Beginn der Woche die Kirchen in der Schweiz darum ersucht, am Freitagmittag die Glocken läuten zu lassen und eine Gedenkminute abzuhalten.

«Halten wir inne in Gedanken an die Opfer der Pandemie. Gedenken wir der Menschen, die weiterhin für ihre Gesundheit und ihre Arbeit kämpfen», sagte Parmelin in einer am Freitagmorgen auf Twitter verbreiteten Videobotschaft. Anerkennung verdiene auch das Pflegepersonal.

Seit dem ersten Todesfall in der Schweiz vor einem Jahr habe die Pandemie die Welt erschüttert, sagte Parmelin in seiner Videobotschaft. Auch die Schweiz habe einen hohen Preis bezahlt. Über 9000 Menschen seien an den Folgen des Coronavirus gestorben. «Viele Erkrankte leiden an Spätfolgen und Tausende haben ihre Arbeit und zuweilen auch die Hoffnung verloren», sagte der Bundespräsident weiter.

Auf die Organisation einer Gedenkzeremonie hat der Bundesrat in Absprache mit den Präsidenten von National- und Ständerat verzichtet. Begründet wird dieser Entscheid mit der aktuellen epidemiologischen Lage. Unabhängig vom Bund bereiten auch die Landeskirchen Traueranlässe vor.

(SDA)

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