Coronavirus - Schweiz
Hausangestellte wegen Coronavirus-Pandemie in Notlage

Hausangestellte wie Babysitter, Reinigungshilfen oder Pflegepersonen leiden besonders unter der Coronavirus-Krise. Am Arbeitsplatz sind viele ungenügend geschützt. Andere werden über Nacht entlassen. In Genf verlangt die Gewerkschaft SIT nun Schutzmassnahmen.
Publiziert: 02.04.2020 um 19:03 Uhr
Hausangestellte wie etwa Putzfrauen sind laut Gewerkschaften wegen der Coronavirus-Krise in einer Notlage. (Symbolbild)
Foto: GAETAN BALLY

Kernforderung ist die Schaffung einer befristeten kantonalen Pandemiezulage von 3320 Franken pro Monat. Damit könne das Existenzminimum garantiert werden, hiess es an einer Video-Medienkonferenz von SIT (Syndicat interprofessionel des travailleuses et travailleurs) vom Donnerstag. Seit dem 16. März hat die Gewerkschaft nach eigenen Angaben rund 100 Anrufe von Hausangestellten erhalten, die entlassen worden sind oder über Nacht ihre Arbeit verloren haben.

Ihre Arbeitgeber kündigten Haushalts- oder Kinderbetreuungsdienste, weil sie eine Ansteckung befürchteten oder selbst im Home-Office tätig oder von Kurzarbeit betroffen seien, sagte Gewerkschaftssekretärin Mirella Falco.

«Haushaltshilfen, die Kinder, kranke oder ältere Menschen betreuen, gehen mit Angst im Bauch zur Arbeit», sagte sie. «Angst, das Haus zu kontaminieren, in dem sie arbeiten oder krank zu werden und ohne Einkommen dazustehen. Sie befinden sich deswegen in extremer Notlage.»

Allein im Kanton Genf wird die Zahl der Hausangestellten auf 8000 bis 10'000 geschätzt. Viele sind von ihnen Migrantinnen und Migranten.

Bei Hausangestellten kämen meist verschiedene prekäre Faktoren zusammen: Tieflöhne, Beschäftigungsgrad, Aufenthaltsstatus, Wohnungsverhältnisse, Sozialversicherung sowie Versicherung bei Krankheit oder Unfall, sagte David de Filippo, Co-Generalsekretär von SIT.

«Die Hausangestellten stehen in diesen Tagen im Mittelpunkt des Kampfes gegen die Pandemie - in den Häusern der Menschen», sagte De Filippo weiter. «An diesem Ort der Isolation geniessen sie keinerlei Schutz, weder in Bezug auf ihre Gesundheit noch auf ihr Einkommen.»

Weil sie in einen Vertragsverhältnis mit einer Privatpersonen stehen, können Hausangestellte keine Beiträge für Kurzarbeit beantragen. Der Zugang zu Leistungen der Arbeitslosenversicherung ist ebenfalls schwierig,

Dies ist auf die grundsätzlichen, strukturellen Schwächen des Sektors zurückzuführen: Ein grosser Anteil an Schwarzarbeit, fehlende Lohnbescheinigungen, ein Mangel an schriftlichen Verträgen und ungenügende Stabilität bei der Zahl der Arbeitsstunden, die in der Regel bei mehreren Arbeitgebern geleistet werden.

Hinzu kommt in Genf, dass etwa ein Drittel der Hausangestellten - also rund 3000 - über keine Aufenthaltsgenehmigung verfügt. Deshalb seien diese sozial auch nicht abgesichert.

Der Staatsrat wurde am Donnerstag während seiner Pressekonferenz zu diesem Thema befragt. Die Kantonsregierung will die Forderungen der Gewerkschaften, die einen Wirtschaftssektor betreffen, dessen Personal einen fragilen Status habe, sorgfältig prüfen. Laut Regierungspräsident Antonio Hodgers (Grüne) wird dies im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Sozialhilfe geschehen.

(SDA)

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