Die Berner Gemeinde Köniz bestellte Anfang Juni für ihr Freibad 5000 XXL-Badetücher. Sie wollte mit den 3 x 3 Meter grossen Tüchern dazu beitragen, dass die Gäste den Zweimeter-Abstand einhalten. Das Interesse an den Riesen-Tüchern hielt sich aber in Grenzen.
Wie Bademeister Peter Egger diese Woche auf Anfrage bekanntgab, sind bisher zweiundzwanzigmal Tücher für drei Franken pro Tag vermietet worden. 90 Tücher sind für 30 Franken verkauft. Wenn bis Ende Saison die Nachfrage nicht rasant ansteigt, riskiert Köniz, einen fünfstelligen Betrag zu verlieren. Das berichtete die «Berner Zeitung» kürzlich und der zuständige Gemeinderat Thomas Brönnimann bestätigte dies auf Anfrage.
Aus zwei Gründen lief das Geschäft mit den Tüchern nicht so wie geplant:
Mindestabstand wurde gesenkt
Erstens entschieden die Könizer Behörden, die Tücher zu beschaffen als für Freibäder noch andere Regeln galten als heute. Als die Schweizer Freibäder nach den coronabedingten Schliessungen am 6. Juni wieder öffnen durften, richteten sie sich nämlich an einem Schutzkonzept des Verbands der Hallen- und Freibäder in der Schweiz (VHF) aus, das pro Person zehn Quadratmeter Fläche forderte. Viele Freibad-Verantwortliche limitierten deshalb den Zugang zu den Anlagen, um ihren Gästen diesen Platz zu verschaffen.
Laut VHF-Geschäftsführer Martin Enz dachten damals zahlreiche Anlagenbetreiber an die Verteilung von Riesen-Badetüchern. Das sagte Enz diese Woche auf Anfrage. Einmal ausgebreitet, verschaffen die drei mal drei Meter grossen XXL-Tücher den Besuchern nämlich neun Quadratmeter Privatsphäre, also fast zehn.
Schon am 19. Juni ersetzte dann aber die Landesregierung den Mindestabstand von zwei Metern durch eine 1,5-Meter-Regelung und der VHF empfahl neu fünf Quadratmeter pro Person.
Besucherandrang bleibt aus
Der zweite Grund für die mangelnde Nachfrage nach den Tüchern dürfte sein, dass laut Enz der Besucherandrang in zahlreichen Badeanstalten der Schweiz in diesem Jahr weniger gross ist als sonst. Das hat auch Brönnimann in der Könizer Anlage Weiermatt festgestellt.
Brönnimann spricht freimütig von einem «kleinen Flop», nimmt diesen aber gelassen: Es sei ja eigentlich gut, dass die Zahl der Corona-Infektionen tief sei und es die XXL-Tüechli gar nicht brauche, so der Politiker der Grünliberalen. Corona-Schutzmassnahmen kosteten eben etwas.
Noch hat der Könizer Gemeinderat die Hoffnung auf eine stärkere Nachfrage nach den XXL-Tüchern nicht aufgegeben: Erst gegen Ende Juli beginne die Hochsaison in der Könizer Badi, so Brönnimann weiter. In den ersten Juli-Wochen befänden sich viele Leute in den Ferien - auch in diesem Jahr.
In Wettingen AG verkaufen sich die Tücher besser
Enz kennt nur zwei Orte in der Schweiz, wo Riesenbadetücher an Gäste von Freibädern abgegeben werden: Köniz und Wettingen AG. Dort entwarfen die Verantwortlichen des Freizeit-, Sport- und Eventzentrums Tägi zusammen mit einer Werbeagentur ein sogenanntes «Social-Distance-Badetuch».
Dieses verkauft sich besser als in Köniz, wie Tägi-Direktor Marco Baumann diese Woche auf Anfrage bekanntgab: 300 Stück sind weg. (SDA/szm)