Coronavirus - Italien
Italienische Regierung ruft zu «notwendigen Opfern» auf

Angesichts der eskalierenden Zahl von Coronavirus-Todesopfern ruft die Regierung in Rom die Italiener zum Durchhalten auf. Die bis 3. April geltende Verordnung zum Stopp aller nicht lebensnotwendigen Produktionsaktivitäten tritt am Montag in Kraft.
Publiziert: 22.03.2020 um 09:38 Uhr
Ein "notwendiges Opfer": Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte (links) und Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri (rechts) rufen die Bevölkerung zum Durchhalten auf. (Archivbild)
Foto: ANGELO CARCONI

Die von Premier Giuseppe Conte am späten Samstag angekündigte Einstellung nicht lebenswichtiger Produktion sei «ein notwendiges Opfer» im Kampf gegen die Epidemie und zur Rettung von Menschenleben, schrieb der italienische Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri auf Facebook.

«Wir werden Arbeitnehmer und Unternehmer unterstützen, damit die Wirtschaft neu starten kann. Zusammen werden wir es schaffen», versicherte Gualtieri. Die von der Regierung beschlossene und bis 3. April geltende Verordnung zum Stopp aller nicht lebensnotwendigen Produktionsaktivitäten tritt am Montag in Kraft.

Davon seien unter anderem Supermärkte, Banken, Post, Trafiken, Zeitungskioske und Apotheken nicht betroffen, sagte Ministerpräsident Conte am Samstagabend. Er sprach von der «grössten Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg» für Italien.

Vom Produktionsstopp ausgenommen sind die Lebensmittel- und Pharmaproduktion, die Logistik- und Transportbranche und der Mediensektor. Auch die Landwirtschaft sowie die Ölproduktion bleiben aktiv. Von der Massnahme betroffen sind vor allem breite Sektoren der öffentlichen Verwaltung.

Unterdessen bemüht sich die italienische Regierung auch, das schwer belastete Gesundheitssystem in der Lombardei zu unterstützen. Die Aufforderung des Zivilschutzes an Italiens Ärzte, sich freiwillig einer Taskforce zur Unterstützung des im Kampf gegen das Coronavirus besonders betroffenen lombardischen Gesundheitssystems anzuschliessen, stösst nicht auf taube Ohren.

7220 Formulare italienischer Ärzte, die der Taskforce beitreten wollen, sind bereits beim Zivilschutz eingetroffen, wie die italienische Regierung berichtete. «Das ist eine unglaubliche Antwort», schrieb Regionenminister Francesco Boccia auf Facebook.

Das italienische Gesundheitssystem bekommt indes auch aus dem Ausland Hilfe. Kuba hat am Sonntag ein Ärzteteam nach Italien geschickt, das die italienischen Kollegen bei ihrem Kampf gegen das Coronavirus unterstützen soll. Die 52 Ärzte und Krankenpfleger sollten in der Lombardei, dem aktuellen Brennpunkt der Coronavirus-Krise, eingesetzt werden, teilte das Gesundheitsministerium in Havanna mit.

Italien meldete am Samstag 793 neue Todesfälle. Das ist der bisher grösste Anstieg an einem Tag in Italien. Insgesamt starben in Italien bisher 4825 Menschen an der Atemwegserkrankung Covid-19. Es ist damit inzwischen das Land mit den meisten registrierten Todesfällen weltweit. Die Zahl der Infektionen stieg um 14 Prozent auf 53'578, die Zahl der Patienten auf Intensivstationen um rund 200 auf 2857.

(SDA)

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