Die Rocinha in der Südzone Rios ist mit offiziell 70'000 Einwohnern eines der grössten Armenviertel Rios und Brasiliens. In Rios insgesamt 763 Favelas mit zwei Millionen Bewohnern in kleinen, oftmals unverputzten Häusern hatte man sich wegen des Ausbruchs und der Ausbreitung der Coronavirus-Krise besondere Sorgen gemacht.
Die Elendsviertel der Stadt können die Übertragung von Krankheiten beschleunigen. «Wer in einer Favela wohnt, hat kein Wasser, um sich die Hände zu waschen», sagte Gabriela Anastácia von dem Observatório das Favelas. «Wer in einer Favela wohnt, kann sich nicht sozial distanzieren, weil er mit fünf, sechs, neun Personen zusammenwohnt.» Rund 60 Prozent der Bewohner von Armenvierteln haben nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie auch keine finanziellen Möglichkeiten, eine weitere Woche über die Runden zu kommen, ohne arbeiten zu gehen oder Unterstützung zu bekommen.
Viele Armenviertel werden von kriminellen Organisationen kontrolliert, die sich vor allem durch Drogenhandel finanzieren und schwer bewaffnet sind. Während der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro das Coronavirus noch als «gripezinha» bezeichnete, untersagten Drogenbanden und Milizen aus Angst vor einer Ansteckung und Ausbreitung bereits Ausländern den Zugang und verhängten Ausgangssperren für die Bewohner mancher Favelas, wie zunächst lokale Medien berichteten. Dies brachte Nichtregierungsorganisationen zufolge wiederum die Polizei auf den Plan.
(SDA)