«Man hört immer nur, was man während der Corona-Pandemie alles nicht machen kann, dabei gibt es so viel, das man mit wenig Aufwand tun kann», sagt der 22-jährige Jonas Schäfer, der hinter diesem Nachbarschaftsprojekt steht.
Jeden zweiten Tag stellt sich Schäfer mit einem Musikabspielgerät vor die drei Wohnblocks, in denen nebst ihm auch zahlreiche ältere Menschen leben.
Und dann gehts los: zuerst mit leichten Aufwärmübungen. Dann werden Kraft und Ausdauer trainiert. Das «Luftboxen» fordert die Seniorinnen und Senioren ein bisschen. Da und dort hört man ein Prusten, auf dem einen oder anderen Balkon tendiert die Gesichtsfarbe leicht ins Rötliche. Zum Abschluss folgen noch Dehn- und Lockerungsübungen, ganz wie sich das für ein richtiges Trainingsprogramm gehört
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Rund 25 Minuten dauert das auf ältere Menschen abgestimmte Turnprogramm. Am Anfang habe er in seinem Wohnblock einfach einen Zettel aufgehängt und die Turnstunde angekündigt. «Zuerst haben nur auf drei Balkonen Leute mitgemacht», erzählt Schäfer.
Doch mittlerweile sei die Welle auf alle drei Wohnblocks übergeschwappt. Unterdessen beteiligen sich Menschen auf bis zu einem Dutzend Balkonen an den Übungen, die der ehemalige Unihockeycrack vorturnt.
Schäfer hat vor kurzem ein halbjähriges Praktikum in der Hotellerie abgeschlossen und steht vor einem Studium an der Hotelfachschule, wie er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagt. Er befinde sich also in einer Zwischenphase und habe nicht so viel zu tun.
Inspiriert zu seiner «Balkon-Turnaktion» haben ihn Videos aus Italien, wo Menschen während der Ausgangssperre wegen des Coronavirus auf ihren Balkonen miteinander sangen.
Da hierzulande die Seniorinnen und Senioren wegen «Corona» daheim bleiben müssen und ihnen oft der Kontakt fehle, habe er kurzerhand ein kleines Trainingsprogramm zusammengestellt und einfach losgelegt.
Bei dem Nachbarschaftsprojekt geht es aber nicht nur um Bewegung, sondern auch um soziale Kontakte. Durch das Balkonturnen erleben die Seniorinnen und Senioren Gemeinschaft und können sich zumindest sehen. Für den einen oder anderen Schwatz übers Balkongeländer dürfte die Puste auch nach den Turnübungen noch reichen.
(SDA)