Brigitte Blocher (†75) und ihre Mitbewohnerin Sonja G.* (†75) liebten die Natur. Daheim in Linthal GL kümmerten sie sich rührend um ihre Pflanzen vor dem Haus. Ein weiteres gemeinsames Hobby war das Wandern.
Diese Leidenschaft ist den beiden Rentnerinnen nun zum Verhängnis geworden. Die Freundinnen wurden am letzten Donnerstag in unwegsamem Gelände in einem Waldstück bei Diesbach GL geborgen – tot. Aus noch ungeklärten Gründen stürzten sie während ihrer Wanderung rund 190 Meter in die Tiefe. Die Kantonspolizei Glarus spricht von einem «tödlichen Bergunfall». Laut den Ermittlern hatten sich die zwei Seniorinnen vom Bahnhof Rüti GL aus auf eine Wanderung Richtung Braunwald gemacht. Doch sie kamen nie zurück.
Schwester von SVP-Doyen Christoph Blocher
Eine der Verstorbenen trägt einen prominenten Namen. Bei Brigitte Blocher handelt es sich um die jüngere Schwester von SVP-Urgestein Christoph Blocher (79). Der Alt Bundesrat hat Kenntnis von dem Unfall. Er sagt am Montag zu BLICK, dass die offizielle Bestätigung, dass es sich bei der verunfallten Wanderin um seine Schwester handle, noch ausstehe. Deshalb möchte er sich nicht näher äussern. Er bestätigt aber, dass Brigitte Blocher seit dem 20. April offiziell als vermisst gelte. Nach BLICK-Informationen befinden sich die Leichen noch in der Pathologie.
Unter den Einheimischen sorgt der tragische Tod der beliebten Rentnerinnen für tiefe Trauer. Ein Dorf-Bewohner will die beiden sogar noch gesehen haben, wie sie in der Nähe der Absturzstelle auf einer Bank sassen. Man rätselt: Wie konnten die ortskundigen Frauen abstürzen?
Kantonspolizei-Sprecher Daniel Menzi sagt zu BLICK: «Auf dem Weg lag viel Laub. Möglicherweise sind sie deshalb vom Pfad abgekommen oder rutschten auf den Blättern aus.» Noch seien die Ermittlungen aber nicht abgeschlossen. Fakt ist: Erst von einem Helikopter aus konnten die Vermissten in einer Geröllhalde auf 740 Metern Höhe am 23. April gefunden werden.
Nachbar machte Vermisstmeldung
Schon drei Tage zuvor hatte ein Nachbar die Polizei alarmiert, weil Brigitte Blocher und Sonja G. nicht nach Hause gekommen waren. «Das war ungewöhnlich», sagt der Nachbar zu BLICK. «Wenn sie verreisen, sagen sie es uns.» Mittlerweile habe sich die Familie Blocher für die Aufmerksamkeit bedankt. Den Anwohner freut das, auch wenn er sagt: «Das war ja selbstverständlich für mich, denn ich mochte die beiden sehr!»
Traurig zeigt er auf den Garten: «Hier waren sie oft.» Nun wolle er zu den Blumen schauen. Überhaupt seien die beiden rüstigen Damen im Quartier sehr beliebt gewesen. Seit nun mehr zehn Jahren lebten sie in Linthal – und nahmen aktiv am Dorfleben teil. Besonders Brigitte Blocher engagierte sich, sang regelmässig mit dem Dorfchor und im Altersheim für andere Senioren.
Als letzter Gruss brennen nun zwei Kerzen vor der Haustür der beiden toten Rentnerinnen.
* Name geändert