Albaner in der Schweiz «sind eine Erfolgsgeschichte»
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Blick-Chef Dorer in Talkshow:Albaner in der Schweiz «sind eine Erfolgsgeschichte»

Christian Dorer, Chef der Blick-Gruppe, zu Gast bei «Fol Shqip»-Show
Albaner in der Schweiz «sind eine Erfolgsgeschichte»

BLICK-Chef Christian Dorer (45) war zu Gast bei der beliebten albanischen Talkshow «Fol Shqip». Dorer erklärt, warum Albaner in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte sind – und verrät unter anderem, weshalb Politiker es nicht schaffen, den BLICK zu beeinflussen.
Publiziert: 24.05.2020 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2020 um 22:51 Uhr
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Jeder Albaner kennt Altin Marku, Moderator von «Fol Shqip».
Foto: Fol Shqip Show
Daniel Kestenholz

Altin Marku (34) moderiert und produziert eine der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen im albanischen Sprachraum: die «Fol Shqip»-Show, die jeden Samstagabend zur Primetime ausgestrahlt wird. «Fol Shqip» bedeutet «Sprich Albanisch». Oder im übertragenen Sinn «Sprich Klartext». Die Talkshow auf dem Privatsender RTV21 wird von Albanern weltweit verfolgt und verzeichnet allein auf Youtube Millionen Aufrufe. Zu Gast bei Marku war am Samstag Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.

Dorer wird mit «Ayy Macarena», dem Hit von Kylie-Jenner-Ex Tyga, und Corona-konformen Gruss im Studio willkommen geheissen. Nicht etwa in Pristina oder Tirana, sondern in Lenzburg AG, der Stadt, wo Christian Dorer als Bub zur Schule gegangen ist. Marku hat hier sein eigenes Studio aufgebaut. Für Dorer steht auf der Bühne ein roter Sessel bereit.

Flankiert von Marku und Co-Moderator Marash Pulaj (26), der in der Schweiz geboren ist, hebt Dorer hervor, dass Albaner eine wichtige Community für BLICK sind: «Auf sozialen Kanälen liegt Kosovo unter den Top 5 der Gruppen, die BLICK-Kanäle nutzen.» Texte über albanische Themen liefen generell «wahnsinnig gut», so Dorer.

Überlebte Klischees

Das alte Klischee des Albaners, auf den Schweizer herabblicken, hat sich laut Dorer überlebt. Nach dem Krieg vor über zwanzig Jahren sei es zu einer klassische Einbürgerungs- und Integrationsgeschichte gekommen. Gerade die junge Generation sei sehr gut integriert, und die Schweizer Nati habe «überhaupt keinen Erfolg, wenn sie nicht von Spielern mit albanischen Wurzeln unterstützt würde».

Früher, bemerkt Marku, habe auch der BLICK ein negatives Image und Vorurteile über Albaner verbreitet. Das habe zu Problemen bei der Arbeits- und Wohnungssuche geführt. Heute sei das nicht mehr so. Habe sich BLICK geändert oder die Albaner?

«Wahrscheinlich beides», lacht Dorer. BLICK schreibe nicht positiv oder negativ über jemanden. Es gebe positive Berichterstattung wie zum Beispiel Albanien als Reiseland. Es gebe auch kritische Geschichten wie Straftaten oder Raser. Und BLICK nennt Nationalitäten. «Manchmal sind es auch Schweizer. Uns geht es nicht um Albaner. Wir schreiben einfach, was passiert ist. Dann ist es mal positiv, mal negativ.»

Albaner «sind eine Erfolgsgeschichte»

Es sei ein «Irrglaube, wenn man meint, dass nur Bad News funktionieren», sagt Dorer. BLICK habe auch eine Serie über Rückkehrer aus der Schweiz nach Albanien gemacht. Albanien-Themen liefen «tendenziell sehr gut», so Dorer. Bei Raser-, Straftaten- und Frauenrechts-Themen sei es hingegen nicht die albanische Community, die rege kommentiere – sondern «Schweizer, die sagen: ‹Typisch Albaner›».

Albaner in der Schweiz «sind eine Erfolgsgeschichte», sagt Dorer, die sich über ein Vierteljahrhundert entwickelt habe. In den 90er-Jahren seien sehr viele Albaner in die Schweiz gekommen, waren nicht integriert und blieben unter sich, wie die Italiener zwanzig Jahre zuvor. Mit der Zeit bildete sich eine neue Generation, die «sehr sehr gut ausgebildet und perfekt integriert ist und ihre Wurzeln an beiden Orten hat».

Corona-Faktor

Auf die Frage, wie sich die Corona-Krise auf BLICK auswirke, hat Dorer eine klare Antwort: weniger Einnahmen, aber mehr Leser. Blick Online verzeichnete auf dem Höhepunkt der Krise doppelt so viele Leser. Allein der Corona-Liveticker hat bislang mehr als 50 Millionen Zugriffe gehabt. BLICK habe noch immer «viel mehr Leser als sonst, doch weniger Einnahmen», sagt Dorer. «Wir leben ganz stark von Inserenten. Viele haben storniert, weil wenn alle Geschäfte zu sind, dann müssen sie auch nicht inserieren.»

Marku fragt, ob Medien in dieser Zeit noch zu trauen sei. Für Dorer ist klar: «Das ganz grosse Kapital von einer traditionellen Medienmarke wie BLICK ist die Glaubwürdigkeit». Das erfordere ausführliche Recherchen. Stimme es, stimme es nicht; was wisse man, was wisse man nicht. «Unsere Leser verlassen sich darauf, dass stimmt, was sie im BLICK lesen.»

«Wir schreiben, egal, wem es nützt und wem es schadet»

Politik versuche, den BLICK zu beeinflussen, sagt Dorer. Das gelinge nicht. Als komplett unabhängiges Familienunternehmen sei BLICK nur seinen Lesern verpflichtet: «Wir schreiben, egal, wem es nützt und wem es schadet. Wenn jede Woche eine andere Partei hässig ist, dann machen wir unseren Job gut.»

Das sei auch ganz wichtig für die Glaubwürdigkeit. «Wir sind nur unseren Lesern verpflichtet. Sie können sich darauf verlassen, dass wir unabhängig sind und nicht für irgendjemanden Politik machen.»

BLICK lege dabei Wert darauf, mit Pushs am schnellsten zu sein und Exklusivmeldungen zu haben – «Scoops», so Dorer. So habe BLICK den Postautoskandal und viele weitere Fälle aufgedeckt. «Das ist unser Ziel.»

Busfahrer Dorer

Blick-Gruppe-Chef Christian Dorer ist begeisterter Buschauffeur – ein Job, den er einmal im Monat mache und es dabei mit ganz anderen Menschen als Journalisten zu tun habe. Das sei schon immer sein Bubentraum gewesen und mache ihm grosse Freude. Und gerade im Kosovo, sagt Dorer, gebe es ja noch viele alte Schweizer Postautos.

Das weiss Dorer, weil er 2018 Präsident Hashim Thaçi zur zehnjährigen Unabhängigkeit interviewte. Und in Pristina hat es Dorer nach eigenen Worten so gut gefallen, dass er dort gleich ein verlängertes Wochenende mit Kollegen verbrachte.

Für den Talkshow-Gast gibts zum Abschluss als Dankeschön albanischen Cognac mit auf den Weg. Marku im Anschluss zu BLICK: «Christian Dorer hat mich überrascht: Er war einer der bodenständigsten, fröhlichsten und positivsten Menschen, die wir bisher in der Sendung zu Gast hatten.»

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