Das Space Debris Office der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) informierte die Wissenschaftler am 30. September, dass sich Weltraumschrott auf Kollisionskurs mit dem Weltraumteleskop Cheops befinde: Nur zwei Tage später sollte ein Trümmerteil eines chinesischen Satelliten an ihm vorbeiziehen.
Laut den Universitäten können solche Annäherungen brandgefährlich sein, da die Objekte schneller als eine Gewehrkugel durch den Weltraum rasen. Bei einer Kollision würde die Energie einer explodierenden Handgranate freigesetzt werden. Derzeit vagabundieren in der Erdumlaufbahn rund 30'000 Objekte, die grösser als zehn Zentimeter sind.
Die Berechnungen des Teams ergaben, dass das Schrottteil bis auf 500 Meter an das Weltraumteleskop heranreichen würde. Das Kollisionsrisiko lag bei 1:10'000. «Es mag auf den ersten Blick nicht sehr dramatisch erscheinen. Doch bei den enormen Geschwindigkeiten der Satelliten kann eine minimale Abweichung der Umlaufbahn fatale Folgen haben», sagte der Berner Forscher und Cheops-Missionsleiter, Christopher Broeg. Oder konkret: Cheops hätte zertrümmert werden können.
Um 00:52 Uhr am 2. Oktober schaltete der Bordcomputer die Steuerdüsen von Cheops für 1,5 Sekunden ein, um die Umlaufbahn zu korrigieren. Für das Manöver mussten die Instrumente des Teleskops aus Sicherheitsgründen am 1. Oktober heruntergefahren werden.
Cheops ist eine gemeinsame Mission der ESA und der Schweiz unter Leitung der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der Universität Genf. Anders als bisherige Missionen soll das auf 700 Kilometern Höhe fliegende Weltraumteleskop keine neuen Exoplaneten aufspüren, sondern nimmt bereits bekannte unter die Lupe.
Erst kürzlich enthüllten die ersten Daten des Weltraumteleskops einen heissen Planeten, der sein Muttergestirn in einer gefährlich nahen Umlaufbahn in weniger als drei Tagen umrundet.
(SDA)