Der Angeklagte sagte vor Gericht, dass er mit seiner Familie in der Schweiz lebe. Er habe kein Einkommen, da er bis zum Ende des Prozesses nicht in der Finanzbranche arbeiten könne und er nichts anderes könne.
In der Verhandlung betonte der Angeklagte, der im Herbst 2009 bei Petrosaudi eingetreten war, die Verbindungen zwischen dem Unternehmen und der Herrscherfamilie in Saudi-Arabien. So sei das Kapital zu 50 Prozent zwischen Prinz Turki, einem der Söhne von König Abdullah, und dem zweiten Angeklagten, einem schweizerischen und saudischen Staatsangehörigen, gehalten worden. Letzterer soll auch sehr gut mit der königlichen Familie bekannt gewesen sein.
Auf die Frage nach den Aktivitäten von Petrosaudi erklärte der Geschäftsmann, dass diese Firma von dem Unternehmen, in dem er zuvor gearbeitet hatte, als sehr zuverlässiger Partner angesehen worden sei. Beide Unternehmen hätten Investitionsmöglichkeiten für die Kohlenwasserstoffförderung in Lateinamerika und Asien geprüft, sagte der Angeklagte.
Petrosaudi war zwar in Privatbesitz, hatte aber aufgrund der Nähe zum Staat Saudi-Arabien Zugang zu wichtigen Akteuren der Branche. Der Mann gilt als rechte Hand des Hauptangeklagten, des Chefs von Petrosaudi. Die beiden Männer sollen laut der Bundesanwaltschaft (BA) 1,8 Milliarden US-Dollar zum Nachteil des malaysischen Fonds 1MDB veruntreut haben.
Mit diesen Aussagen versuchte der Angeklagte, die These der Bundesanwaltschaft zu widerlegen. Für diese hatte Petrosaudi vor dem Abschluss des Joint Ventures, das zur mutmasslichen Veruntreuung führte, keine nennenswerten Aktivitäten.
Das Bundesstrafgericht versuchte zu verstehen, warum die Partner zwischen dem Treffen zwischen Prinz Turki und dem damaligen malaysischen Premierminister Najib Razak Mitte August 2009 auf der Jacht Alfa Nero vor der Küste von Cannes und Ende September es so eilig mit dem Abschluss hatten. Als einzige Erklärung wurde angegeben, dass dies einem Wunsch «von oben» entsprochen habe.
Der Gerichtspräsident ging den E-Mail-Verkehr zwischen dem Angeklagten und den anderen Teilnehmern an den Verhandlungen mit 1MDB durch. Für einige berief sich der Betroffene auf sein schwaches Gedächtnis, 15 Jahre nach den Ereignissen.
Von anderen Dingen wollte er nichts gewusst haben: «In der Anklageschrift werden viele Dinge erwähnt, von denen ich keine Ahnung habe», sagte er.
Vom mutmasslichen Deliktsbetrag in der Höhe von 1,8 Milliarden Dollar soll der Chef von Petrosaudi persönlich 570 Millionen und sein Stellvertreter 37 Millionen erhalten haben. Der Rest soll anderen Akteuren zugutegekommen sein. Die beiden Männer werden hauptsächlich wegen gewerbsmässigen Betrugs, ungetreuer Geschäftsbesorgung und schwerer Geldwäscherei angeklagt.
Zuvor hatte das Gericht für Strafsachen die von der Verteidigung in der vergangenen Woche eingereichten Einwände abgewiesen. Die Anwälte kritisierten insbesondere die 213-seitige, mit Fussnoten gespickte Anklageschrift sowie die Auswertung von Daten, die ein ehemaliger Angestellter von Petrosaudi gestohlen hatte, durch die Bundesanwaltschaft.
(SDA)