Brocki-Besitzerin Silvana Howald (58)
«Die Heilsarmee will nur abzocken»

Die Heilsarmee schliesst Ende November eines ihrer Brockis, da der Laden nicht rentierte. Manche sehen darin einen Widerspruch zum sozialen Auftrag der Heilsarmee. So auch die Brocki-Besitzerin Silvana Howald.
Publiziert: 05.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:26 Uhr
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Silvana Howald (58) mit ihrem Yorkshire Terrier Gino (8).
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Es brodelt in der Schweizer Brocki-Szene. Die Heilsarmee schliesst Ende November ihren traditionellen Laden im Industriegebiet in Olten SO wegen roter Zahlen und stösst damit Angestellte und Kunden vor den Kopf (BLICK berichtete). Jetzt redet eine private Brocki-Besitzerin: Silvana Howald (58) aus Kölliken AG.

Die ehemalige Verkäuferin und Weltenbummlerin führt seit 15 Jahren direkt an der Hauptstrasse ein kleines Brocki: Silvanas Trödlermarkt. Wie viele private Händler geht Howald mit der Heilsarmee hart ins Gericht: «Die wollen nur abzocken!» Eine Ansage, die sie immer wieder von ihren Kunden bestätigt bekomme, sagt sie. «Deshalb besuchen sie zum Beispiel nicht mehr das neue Heilsarmee-Brocki in Wöschnau bei Aarau», so Howald. Und weiter: «Sie sagen, dort sei es wie in einem Einkaufscenter. Von Brocki-Feeling, dem Herumkramen und der Jagd nach Speziellem ist dort kaum etwas zu spüren.»

Howald meint jenes Brocki, das der Geschäftsführer aller 22 Heilsarmee-Filialen, Jakob Amstutz (49), als Ersatz-Besuchsort für Olten empfohlen hatte. Doch in Wöschnau darf BLICK nur Räume und Gebäude fotografieren. Antworten auf kritische Fragen gibt es keine.

Auch Amstutz will keine konkrete Auskunft mehr geben. Ein Fragenkatalog zu Artikelpreisen, Löhnen, möglichen Geschäftsautos und den Finanzen generell bleibt unbeantwortet.

Brocki-Inhaberin Silvana Howald ist enttäuscht: «Die Heilsarmee betreibt keine Brocki-Philosophie mehr!» Sie sagt offen, dass sie für ihre Artikel knapp 15 Prozent des Neupreises verlangt. So bleibt Ende Monat nicht viel Geld zum Leben übrig, und das alte Auto muss reichen. «Ab und an verschenke ich armen Leuten auch etwas. Ich bin zufrieden, wenn meine Kunden Freude haben», sagt sie. Bei ihr herrsche eben noch wahre Brocki-Kultur. Man könne märten. «Das kann man in grossen Brockis nicht mehr.» Dort müsse man sogar zahlen, damit Möbel abgeholt werden. Leid tun Silvana Howald die gekündigten Brocki-Angestellten in Olten: «Ich weiss, wie sie sich fühlen. Sie werden ein Stück Zuhause verlieren.»

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