Er vermutete Brandstiftung und wurde dafür ausgelacht und sogar selbst verdächtigt. Doch Brocki-Besitzer Max Niederer (52) hatte recht. Seit letzter Woche ist es offiziell: Das Raduner-Areal in Horn TG wurde angezündet. Ob absichtlich oder aus Versehen ist Gegenstand der Ermittlungen (BLICK berichtete).
Beim verheerenden Grossbrand am 3. August ging Niederers «Gwunderland» in Rauch und Asche auf. Schaden: 3,5 Millionen Franken. Der Brocki-Besitzer berichtet: «In den Wochen nach dem Brand passierten schreckliche Dinge.» Ein Betroffener sei seit dem Vorfall ein gebrochener Mann, die Konsequenzen seien tragisch. Und es gebe bis heute grosse Spannungen zwischen Vermieter und Mieterschaft.
«Um das Areal tobt seit Jahren ein Rechtsstreit», sagt Max Niederer. «Die alte Fabrik ist ein Schandfleck. Gleich mehrere Parteien wollten sie zur Wohnliegenschaft umbauen. Für mich ist das völlig verständlich.»
Auch Niederer wollte reduzieren und das Areal verlassen: «Die Kündigung hatten wir schon angesprochen. Dann kam das Feuer.» Bis heute hatte er keine Möglichkeit, unversehrte Brocki-Schätze auszusortieren: «Der Vermieter sagte uns, das Gelände sei möglicherweise asbestverseucht. Wir dürfen zwar auf eigene Verantwortung aufs Gelände, aber dieses Risiko wollen wir definitiv nicht eingehen.»
Wegen der Verzögerung sind mehrere wertvolle Gegenstände gestohlen worden. Sein zweites Lager auf dem Areal blieb vom Feuer verschont. Dort lagert aber nur ein kleiner Teil seiner Ware. «Interesse an einem neuen Laden haben wir momentan nicht. Der Brand hat uns die ganze Freude genommen», sagt der Trödelhändler. Er kämpft: «Momentan verdienen wir ein paar Batzen mit Hausräumungen hier und dort.»
Haben er und seine Partnerin überhaupt die Kraft für ein neues «Gwunderland»? «Das Unglück brachte uns zum Nachdenken», sagt Niederer. «So viele Jahre haben wir vom Brocki gelebt, gut gelebt. Wir machten kaum Ferien, hatten wenig Zeit für die Kinder und arbeiteten hart. Jetzt ist alles einfach weg. Wir machen uns keinen Stress mehr. Zeit ist das Wertvollste, was wir momentan haben.»