Ob die Zeit reif sei für einen Pragmatiker in der Landesregierung, wollte die «Basler Zeitung» von alt Bundesrat Adolf Ogi (SVP) wissen. Er sei ein Befürworter von Leuten, die ihre Dossiers kennen würden, sich aber auch «gut verkaufen können», antwortete der 73-Jährige - und brachte prompt SVP-Präsident Toni Brunner (41) ins Spiel.
Überraschenderweise ist Ogi hier auf der Linie seines alten parteiinternen Widersachers Christoph Blocher. Der SVP-Übervater drängt Brunner schon lange, sich als Bundesrats-Kandidat zur Verfügung zu stellen.
Ogi sagt: «Toni Brunner etwa wurde immer belächelt. Wie er aber in den letzten Tagen Auskunft gegeben hat: Das war brillant.» Und findet offenbar Gefallen am Auftreten des Toggenburger Bauern.
Brunner souveräner als ein Akademiker
«Gestik, Mimik – perfekt. Keine langen Schachtelsätze, sondern to the point. Bescheiden. Souverän. Ruhig.» Er wisse nicht, wie viele Akademiker es besser gemacht hätten, so Ogi weiter.
Auf den Einwand, dass Toni Brunner gar nicht Bundesrat werden wolle, erwidert der ehemalige Sportminister, dass er damit nicht sagen wolle, dass Brunner kandidieren solle. Meint aber auch: «Leider ist es so, dass man heute Akademiker sein muss, um etwas zu werden.
Adolf Ogi spricht aus eigener Erfahrung. Er, der nicht studiert hat, wurde bei seinem Amtsantritt von vielen Beobachtern belächelt. Von 1987 bis 2000 sass er in der Schweizer Landesregierung, erst im UVEK danach im Eidgenössischen Militärdepartement (EMD), welches später in VBS umbenannt wurde.
Sein berühmtestes Bonmot stammt vom 7. August 1992, als er den ersten Schweizer Astronauten Claude Nicollier beim Live-Telefonat ins All mit dem Ruf «Freude herrscht!» begrüsste. (mas)