Boxtraining gegen Aggressionen - Ein neuer Fall «Carlos»?
Kritik an 8000-Franken-Sondersetting für gewalttätigen Syrer (14)

Der junge Syrer (14) hat seiner Lehrerin im letzten Juni den Kiefer eingeschlagen. Jetzt erhält er ein Box-Sondersetting, um Aggressionen abzubauen. Kostenpunkt: monatlich knapp 8'000 Franken. Der Fall stösst auf Unverständnis.
Publiziert: 25.01.2020 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2020 um 16:02 Uhr
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In der Kreisschule Chestenberg in Möriken AG schlug der junge Syrer im vergangenen Juni der Lehrerin unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Ihr Kiefer brach.
Foto: schule-moeriken-wildegg.ch

Ein damals 14-jähriger Syrer hat im letzten Juni seine Lehrerin in Möriken-Wildegg AG mit einem Faustschlag attackiert. So heftig, dass ihr Kiefer brach. Zunächst fand der Aggro-Schüler in keiner Klasse einen Platz. Nach kurzer Untersuchungshaft wurde für den Problemschüler ein Sondersetting eingerichtet - für rund 8000 Franken im Monat, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet.

Demnach wurde der gewalttätige Jugendliche in der Jugendwerkstatt Türöffner «Work and Box» in Möriken-Wildegg in eine Tagesstruktur integriert. Dort erhält er neben Schulunterricht auch ein Boxtraining, was jetzt für scharfe Kritik sorgt. Die Zeitung zitiert die Nacherziehungs-Expertin Sefika Garibovic mit den Worten, dass gewaltbereite Jugendliche mit Boxen nur für künftige Prügelattacken ausgebildet würden.

Ähnlichkeiten mit Fall «Carlos»?

Der Fall erinnert an den Problemfall «Carlos», der trotz 22'000-Franken-Sondersetting im Monat den Rank im Leben nicht wieder fand. Ähnlich dieser neueste Aargauer Fall, doch Stephanie Renner, stellvertretende Leiterin des Kommunikationsdiensts des Regierungsrats, verteidigte das Sondersetting mit den Worten, dass es nicht um Boxtraining und Zweikampfsituationen gehe, sondern vielmehr tänzerische Elemente enthalte. Renner spricht von «Selbsterfahrung und Selbstbeherrschung» sowie «Impulskontrolle und Fairness».

Elisabeth Abbassi, Schulleiterin in Möriken-Wildegg, nennt die Erklärung der Regierung «beschönigend». Auch ist unklar, wie es mit dem syrischen Jugendlichen strafrechtlich und schulisch weitergehen soll. Wenig hilfreich für die Integration des Syrers scheint auch seine Familie, laut Regierung anerkannte Flüchtlinge mit Aufenthaltsbewilligung B.

Monatskosten von knapp 8000 Franken

Die Familie lebt seit fünf Jahren in der Schweiz und spricht offenbar noch kein Deutsch. SVP-Grossrätin Doris Iten (58) wollte dazu von der Regierung wissen, ob die Eltern in einem Integrationsprogramm seien und wie sie zur Verantwortung gezogen würden. Demnach besuchten die Eltern Pflicht-Deutschkurse. Zu den Deutschkenntnissen schweigt der Regierungsrat.

Das Sondersetting im Türöffner kostet monatlich 7918 Franken. Darin enthalten sind laut der «Schweiz am Wochenende» 200 Franken pro Tag für die Tagesstruktur sowie Essen (15 Franken täglich), Schulunterricht (750 Franken wöchentlich) und ein Mentaltraining zur Aggressionskontrolle (142 Franken pro Woche).

Hinzu kommen Kosten in der Höhe von voraussichtlich 15'000 Franken für ein Gutachten der forensischen Psychiatrie in Zürich. Das Gutachten soll die Grundlage für die Entscheide im Jugendstrafverfahren darüber, wo der Jugendliche künftig in die Schule gehen wird. (kes)


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