Ein Vertreter der Busgewerkschaft und ein Busfahrer sagten, kurz vor der «gewaltigen Explosion» in Potiskum habe ein Mann eine Tasche in das Gepäckfach des Busses gestellt. Danach habe er versucht, unter Umgehung der Sicherheitskontrolle in den Bus zu steigen. Unklar war zunächst, ob es sich bei dem Mann um einen Selbstmordattentäter handelte oder ob der Sprengstoff in seiner Tasche versteckt wurde.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete hingegen, der Anschlag sei von einem Mädchen verübt worden. Die Agentur berief sich dabei auf einen Informanten.
Rettungskräfte am Tatort sagten, alle zwölf Insassen des Busses seien unter den Toten. Der Bus sollte von der 200'000-Einwohnerstadt Potiskum nach Kano fahren, der mit 2,4 Millionen Einwohnern viertgrössten Stadt des Landes.
Dort sprengten sich etwa vier Stunden später an einem Busbahnhof zwei Selbstmordattentäter in die Luft, wie die Polizei mitteilte. Mindestens zehn Menschen seien getötet und weitere Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher. Über dem Bus waren schwarze Rauschschwaden zu sehen.
Potiskum ist die Wirtschaftsmetropole des Bundesstaates Yobe. Die zwischen den Millionenstädten Kano und Maiduguri gelegene Stadt war bereits mehrmals Schauplatz blutiger Anschläge der islamischen Terrorgruppe Boko Haram (deutsch: Westliche Bildung ist Sünde). Erst am Sonntag hatte auf einem Markt in Potiskum ein Mädchen seinen Sprengstoffgürtel gezündet und sieben Menschen mit in den Tod gerissen. Augenzeugen zufolge war das Kind erst etwa sieben Jahre alt.
Boko Haram missbraucht Mädchen und junge Frauen als Selbstmordattentäterinnen für Angriffe auf Busbahnhöfe oder Märkte. Die Untergrundgruppe kämpft seit 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Bei ihren Angriffen, die häufig auf Sicherheitskräfte, Behörden, Schulen und Kirchen zielen, wurden seitdem mehr als 13'000 Menschen getötet.
Nigeria und seine Nachbarländer Benin, Niger, Kamerun und Tschad beschlossen Anfang Februar die Bildung einer 8700 Mann starken Eingreiftruppe im Kampf gegen Boko Haram. Dem Beschluss muss der UNO-Sicherheitsrat noch zustimmen.
Die sich häufenden Attentate werfen ein Schlaglicht auf die verheerende Sicherheitslage in Nigeria vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 28. März. Wegen des gewaltsamen Vormarsches der sunnitischen Fanatiker von Boko Haram war der Wahltermin bereits um sechs Wochen verschoben worden.
Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau hatte in der vergangenen Woche angekündigt, seine Organisation werde die Wahlen mit allen Mitteln verhindern.
Unterdessen verschleppten bewaffnete Männer im zentralen Bundesstaat Kogi eine Missionarin aus den USA. Nach Polizeiangaben drangen sie am Montagmorgen in eine Schule im Ort Emiworo ein, wo die Missionarin arbeitete.
Die unbekannten Täter gaben demnach zur Einschüchterung Schüsse ab und verschwanden dann mit ihrer Geisel. Vermutlich wollten die Entführer Lösegeld erpressen, wie ein Polizeisprecher erklärte.
Die US-Missionarin ist den Angaben zufolge zwischen 65 und 70 Jahre alt und gehört zur Free Methodist Church. Diese erklärte auf ihrer Website, die US-Botschaft sei informiert. Das US-Aussenministerium und die Bundespolizei FBI arbeiteten mit den örtlichen Behörden zusammen, um die Frau zu finden und zu retten, wurde Bischof David Kendall zitiert.