Herzige Katzenvideos gehen immer wieder auf den sozialen Medien viral. Zu sehen sind vor allem glückliche Kätzchen. Doch nicht alle Büsis führen ein Leben in Geborgenheit. Laut Schätzung der Tierverbände gibt es zwischen 100'000 und 300'000 streuende Katzen, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Jedes Jahr sterben in der Schweiz 100'000 Kätzchen jämmerlich, weil die Leute zu gleichgültig oder geizig sind, um sie kastrieren zu lassen», sagt die Präsidentin des Network for Animal Protection (Netap), Esther Geisser, der Zeitung. Vor allem die Bauern würden sich um die Katzen zu wenig kümmern. Die Tierschutzverbände würden zwar mit Hilfe von Spendengeldern kastrieren, doch die Überpopulation könne so nicht gestoppt werden.
Kastrationspflicht geht für Bundesrat zu weit
Zwar sei die Lage nicht verheerend wie in Griechenland, der Türkei oder Osteuropa, doch politisch müsse endlich was passieren, meint Geisser. Deshalb hat 2018 die Netap zusammen mit der Stiftung Für das Tier im Recht eine Petition in Bern eingereicht.
Die Forderung: Jeder Halter hat die Pflicht seine Katze zu kastrieren. 115'000 Unterschriften überzeugten den Bundesrat nicht. Er schmettert die Petition ab und begründet: «Eine Pflicht geht eindeutig zu weit.»
«Abklärungen zu treffen, um den Bund vor Gericht zu ziehen»
Auch die Forderung einer Chip-Pflicht für Katzen, wie es seit 2006 für Hunde besteht, stösst laut der «Aargauer Zeitung» weder im Bundesrat noch im Parlament auf Interesse. «Die Mehrheit der Politik will sich aus der Verantwortung stehlen», sagt GLP-Nationalrätin Isabelle Chevalley (47) der Zeitung. Sie hatte die Forderung letztes Jahr im Dezember gestellt.
Einzig eine Motion von FDP-Nationalrätin Doris Fiala (63) ist noch offen. Doch Tierverbände wie auch Fiala selbst geben ihr eine geringe Chance – zu stark sei die Bauernlobby im Bundeshaus. Deshalb denken Tierschützer an eine Volksinitiative nach. So soll wenigstens in einzelnen Gemeinde oder Kantone die Kastrationspflicht eingeführt werden.
Der Nationalrätin Chevalley will noch einen Schritt weiter gehen. Sie denkt darüber nach, den Staat zu verklagen, und sagt der Zeitung: «Eine Möglichkeit wäre, Abklärungen zu treffen, um den Bund vor Gericht zu ziehen.» (sib)