Bildung
Studie: Junge Männer sind bei der Berufswahl statusbewusster

Junge Frauen stecken sich ihre beruflichen Ziele weniger hoch als junge Männer. Das trägt dazu bei, dass sie - trotz grösserem Schulerfolg - im Arbeitsmarkt schnell ins Hintertreffen geraten und von gleichaltrigen Kollegen überflügelt werden.
Publiziert: 13.10.2020 um 10:26 Uhr
Welche Berufswünsche Jugendliche haben, hängt auch von ihrer Schullaufbahn ab. Jugendliche, die das Gymnasium absolvieren, wünschen sich Berufe mit höherem sozialen Status als Jugendliche in einer Berufslehre. (Symbolbild)
Foto: BRITTA PEDERSEN

Diesen Schluss ziehen Irene Kriesi und Ariane Basler in ihrer Untersuchung zur Entwicklung der Berufswünsche von jungen Frauen und Männern in der Schweiz. Die Grundlage dafür sind Daten des Kinder- und Jugendsurvey COCON, der über 1000 Jugendliche im Alter von 15 bis 21 Jahren wiederholt zu ihren Wunschberufen befragt.

Junge Frauen wollen laut der Studie am Ende der obligatorischen Schulzeit am liebsten kaufmännische Angestellte, Ärztin oder Kleinkindererzieherin werden. Junge Männer möchten mit 15 Jahren am häufigsten Informatiker, Profisportler oder Automechaniker werden.

Die beruflichen Aspirationen unterscheiden sich damit je nach Geschlecht. Junge Männer wünschen sich laut der Studie ab 18 Jahren Berufe mit deutlich höherem Status als junge Frauen. Das dürfte dazu beitragen, dass Frauen später von gleichaltrigen Kollegen bezüglich Berufsposition und Einkommen überflügelt werden.

Der Status der Wunschberufe hängt zudem vom elterlichen Bildungsniveau ab. Jugendliche, deren Eltern über einen tertiären Bildungsabschluss verfügen, wünschen sich bei vergleichbarem Schultyp und Schulleistungen Berufe mit einem höheren Status als Jugendliche mit Eltern ohne tertiären Abschluss.

Wichtig ist auch die Schullaufbahn. Jugendliche, die das Gymnasium absolvieren, wünschen sich Berufe mit höherem sozialen Status als Jugendliche in einer Berufslehre. Die Jugendlichen passen dabei ihre beruflichen Ziele bereits mit 15 Jahren den Möglichkeiten an, die sie aufgrund ihrer Schullaufbahn als erreichbar wahrnehmen.

Die Schaffung der Berufsmaturität und der Fachhochschulen in den 1990er Jahren hat, wie die Autorinnen feststellen, die vertikale Durchlässigkeit von der Berufsbildung in die Hochschulen deutlich verbessert. Die Hürden an die Hochschulen, aber auch in die höhere Berufsbildung, seien für einen Teil der Lernenden im Berufsbildungssystem aber immer noch beträchtlich.

Das lasse vermuten, dass ein Teil der Jugendlichen aufgrund institutioneller Barrieren wenig Möglichkeiten habe, ihre im Laufe der Erstausbildung gestiegenen beruflichen Aspirationen zu verwirklichen.

www.socialchangeswitzerland.ch

(SDA)

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