Betreiber, Prostituierte und Kunden zittern
Moralisten erpressen Puff

Im grössten Freudenhaus der Schweiz gibts Puff. Unbekannte versuchen die Besucher vom «The Globe» zu erpressen. Wer nicht zahlt wird angeprangert.
Publiziert: 20.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 23:47 Uhr
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Unbekannte erpressen die Besucher des Bordells von Ingo Heidbrink.
Foto: Toini Lindroos
Beat Michel

Im grössten Freudenhaus der Schweiz gibts Puff: Unbekannte erpressen die Besucher des Bordells The Globe in Schwerzenbach ZH. Sie erhalten an sie adressierte Briefe, versandt vom Postzentrum Zürich-Mülligen. Absender: Die Moralisten. «Wir sind Moralisten, und Du bist unser Ziel», steht am Anfang des Schreibens.

«Sex für Geld, um Deine Perversionen zu befriedigen! Wir wissen mit wem Du wie lange für wie viel was gemacht hast. Aber dies weisst Du ja auch! Wir hoffen, Du leidest nicht an Gedächtnisschwund, sonst können wir Deinem Gedächtnis mit ein paar Fotos nachhelfen.»

Wer nicht zahlt, wird angeprangert: «Wir geben Dir exakt 5 Tage ab Empfang Zeit, um uns 1999,- CHF per Bitcoins an folgende Adresse zu bezahlen.» Bitcoin ist eine digitale Währung im Internet, beliebt beim organisierten Verbrechen.

«Ich habe dort nur parkiert, um im nahen Restaurant zu essen», sagt ein Opfer zu BLICK. «Jetzt habe ich Probleme mit der Freundin, weil sie denkt, dass ich bei ­einer Prostituierten war.» Auch andere betroffene Männer wollen nicht im Bordell gewesen sein. Trotzdem müssen sie mit der drohenden Blossstellung rechnen.

«Insgesamt haben sich bis jetzt 25 Kunden gemeldet, die ein solches Erpresserschreiben in ihrem Briefkasten gefunden haben», sagt Bordellbesitzer Ingo Heidbrink (51). «Es tut mir vor allem für jene leid, die auf Diskretion angewiesen sind.»

Auch Heidbrink hat Post von den Moralisten bekommen. Bei ihm geht die Drohung deutlich weiter. Es steht: «Wir sind im Besitz der persönlichen Daten von Euren Kunden. Wir werden sie im Internet veröffentlichen.» Der Bordell-Chef soll zahlen. Und zwar 75'000 Franken.

Heidbrink hat bereits Massnahmen getroffen. Er hat Anzeige erstattet und Sicherheitspersonal eingestellt. Niemand könne mehr unbemerkt Kennzeichen notieren. Heidbrink ist seit zwölf Jahren in dem Geschäft. Einen Angriff wie diesen hat er bis jetzt noch nicht erlebt: «Wir hatten einen Brand- und einen Buttersäureanschlag, ausserdem eine Schutzgelderpressung. Aber diese Masche ist ganz neu.»

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