Rita Schnyder (64) sorgt sich gut um ihren Bruder
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Streit mit der KESB:Rita Schnyder (64) sorgt sich gut um ihren Bruder

Besuchszeiten halbiert nachdem Rita Schnyder (64) das Pflegeheim kritisierte
«Plötzlich soll ich ein Stressfaktor für meinen behinderten Bruder sein»

Rita Schnyders Bruder Hermann lebt seit 40 Jahren in der Martin-Stiftung in Erlenbach ZH. Innert einem Jahr ist er dort aber zweimal schlimm verunfallt. Rita Schnyder wirft der Stiftung darum Vernachlässigung vor. Daraufhin halbiert die KESB der Frau die Besuchszeiten.
Publiziert: 25.12.2019 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2019 um 11:52 Uhr
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Rita Schnyder (64) darf ihren schwerbehinderten Bruder Hermann (59) nur noch ein Wochenende pro Monat besuchen.
Foto: Philippe Rossier
Flavio Razzino

Rita Schnyder (64) aus Unterentfelden AG kümmert sich seit Jahren um ihren schwerbehinderten Bruder Hermann (59). Dieser leidet seit Geburt an Trisomie 21. Kann weder sprechen, noch sich selbständig fortbewegen – und lebt deshalb seit 40 Jahren im Pflegeheim der Martin-Stiftung in Erlenbach ZH:

Trotzdem hatte seine ältere Schwester ihn in diesem Jahr 80 Tage bei sich zu Besuch. Genau diesen Kontakt zwischen den beiden Geschwistern will die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) jetzt aber stark reduzieren.

«Mein Bruder wird vernachlässigt!»

Für Schnyder ist klar: Grund dafür ist ein Zwist zwischen ihr und dem Heim. «Mein Bruder wird dort seit rund zwei Jahren immer stärker vernachlässigt», wirft sie den Verantwortlichen vor.

Alleine im letzten Jahr verunfallte Hermann Schnyder dort zweimal schwer. Im Februar stürzte er so schwer, dass er sich den Oberschenkel brach. Und im September fiel er eine Treppe runter. Dabei erlitt er komplizierte Knochenbrüche.

Zwei Unfälle in nur einem Jahr – für Rita Schnyder ein Skandal! Sie nimmt ihren Bruder darum ab anfangs Jahr jedes zweite Wochenende zu sich nach Unterentfelden. «Dann weiss ich, dass er wenigstens in dieser Zeit gut aufgehoben ist», sagt sie.

Dabei hat Schnyder keine Kosten gescheut. Ist extra in eine rollstuhlgängige Wohnung gezogen, hat ein Spitalbett gekauft und die Besuchstage von ihrem Bruder akribisch durchgeplant.

Medikamente vergessen, in zu engen Rollstuhl gequetscht

Doch die Probleme mit dem Heim reissen nicht ab. «Erst musste ich feststellen, dass Hermann in einem viel zu engen Rollstuhl transportiert wird, in den man ihn reinquetschen musste», sagt Schnyder. Auf ihre Bitte um einen grösseren Rollstuhl habe das Heim aber erst nach mehren Wochen reagiert. «In dieser Zeit erlitt Hermann Schmerzen, die man einfach hingenommen hat», sagt Schnyder.

Zudem werde immer wieder vergessen, ihr wichtige Medikamente mitzugeben, wenn ihr Bruder auf Besuch kommt. «Zuletzt haben sie den Tablettenspender nur mit der leeren Medikamentenfolien mitgegeben», sagt Schnyder. Heimleiter Jürg Hofer entschuldigte sich daraufhin per Mail bei Schnyder für dieses Versehen.

Das Heim sei der Lebensmittelpunkt

Bei ihr Zuhause indes geniessen die Geschwister die Zeit. Entstanden sind zig Erinnerungsfotos an Ausflüge mit dem Schiff, dem Zug oder während Spaziergängen.

Doch mit den vielen Besuchen soll jetzt plötzlich Schluss sein! Die Kesb will die Besuchszeit neu halbieren. Als Grund gibt die Behörde an: Der Lebensmittelpunkt des Bruders sei die Martin-Stiftung – mehr als ein Besuch pro Monat bei seiner Schwester könnten den Mann stressen.

Für Rita Schnyder ein Schock. «Noch im Juni habe ich mit der Heimleitung weitere Besuchstermine bei mir zu Hause besprochen – und jetzt plötzlich soll ich bei Hermann Stress auslösen. Das kann ich nicht nachvollziehen», sagt sie

Für sie ist klar: Das muss eine Retourkutsche der Martin-Stiftung sein. «Nicht mein Bruder ist gestresst – sondern die Martin-Stiftung wegen meiner ständigen, aber berechtigten Kritik an ihrer Betreuung», sagt Schnyder.

Schnyder will jetzt Beistandschaft selber übernehmen

Gegenüber BLICK will sich die Martin-Stiftung nicht zu den einzelnen Vorwürfen äussern. «Sie sind aber in jeglicher Hinsicht haltlos», sagt Heimleiter Jürg Hofer. Er betont, dass die Martins-Stiftung regelmässig vom Kanton Zürich kontrolliert werde und einen guten Ruf geniesse.

In der Kritik steht aber auch die Kesb Ausserschwyz. Dass sie diese Entscheidung ohne Rücksprache getroffen habe, sei ungeheuerlich, sagt Schnyder. Sie will darum die Beistandschaft für ihren Bruder nun selber übernehmen. «Ich war froh, dass ich die administrative Verantwortung bislang nicht tragen musste – doch jetzt will ich auch diese übernehmen. Für meinen Bruder», sagt sie.

Wegen des Amtsgeheimnisses kann sich die Kesb nicht zum Fall äussern, wie Amtsvorsteher Mario Häfliger zu BLICK sagt.

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