Behörden machen fast blindem Christian Zaugg (81) im Emmental das Leben noch schwerer
Hier hängt der Häuschen-Segen schief

Zehn Quadratmeter gross und zwei Meter hoch, für Marianne und Christian Zaugg aus dem Emmental ist es weit mehr als nur ein Häuschen. Doch der Gemeinde ist genau dieses ein Dorn im Auge.
Publiziert: 20.08.2015 um 16:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:46 Uhr
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Sorgenvoll: Marianne und Christian Zaugg wollen, dass der Holzschopf stehen bleibt.
Foto: Stefan Bohrer
Von Beat Michel und Stefan Bohrer (Fotos)

Auf der Schyneggschwand am Schallenberg im Emmental herrscht dicke Luft. Das Berner Rentnerpaar Christian (81) und Marianne Zaugg (67) kämpft um sein Recht, einen kleinen Holzschopf stehen zu lassen. Ihr Untermieter Wolf Bühler (43) hatte den beiden mit dem Bau einen letzten Traum erfüllt. Doch nun gibt es Ärger mit dem Kanton und der Gemeinde.

«Wir brauchen den Sitzplatz, weil Christian durch eine schleichende Thrombose auf beiden Seiten fast das ganze Augenlicht verloren hat», sagt Bäuerin Zaugg. «Während ich auf dem Hof Sachen erledige, kann er da gemütlich sitzen und verirrt sich nicht», so die Ehefrau weiter.

Das ist schon einmal passiert. 2009 hatte sich Christian Zaugg während eines Unwetters im Wald verirrt. Polizei und Militär suchten vergebens. Erst nach einem Tag fand Untermieter Wolf Bühler mit einem Hund den verirrten Mann bewusstlos am Boden.

Damit so etwas nicht mehr geschieht, hat Bühler den Rentnern das neue Refugium gebaut. Doch Gemeinde und Kanton zeigen kein Verständnis. Obwohl das zehn Quadratmeter grosse und zwei Meter hohe Häuschen von ausserhalb des Grundstücks des Ehepaars gar nicht zu sehen ist. Auch einen Wasser- oder Stromanschluss sucht man vergeblich.

«Wir glaubten, dass wir da­rum keine Baubewilligung brauchen», sagt Christian Zaugg. Doch der zuständige kantonale Bauinspektor kam zu einem anderen Ergebnis. In seiner Stellungnahme heisst es, dass das Haus illegal errichtet worden sei. Begründung: Weil das Häuschen in der Landwirtschaftszone stehe, müsste es für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung vonnöten sein. Amtsdeutsch für: Das Häuschen ist nicht zonenkonform. Auch Ausnahmeregeln kämen nicht zum Tragen. Die Gemeinde Röthenbach BE erklärte dem Rentnerpaar daraufhin, was es am Häuschen ändern müsste, um doch noch eine Baubewilligung zu ergattern: Eine Wand müsste eingerissen werden, damit ein offener Sitzplatz entsteht.

«Dann ist es doch viel zu kalt. Da kann ich hier nicht mehr sitzen. Im Winter würde es doch hineinschneien», sagt Christian Zaugg.

Das Holzhäuschen ist nicht der einzige Bau des Anstosses auf dem Hof. Auch der Schlittenhundebetrieb von Untermieter Wolf Bühler ist den Behörden ein Dorn im Auge.

Christian Zaugg trotzt den Einwänden seitens der Behörden. «Das Häuschen bleibt stehen, wo es ist. Komme, was wolle», so der Rentner.

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