Seit 1919, als der Zürcher Primarlehrer Edwin Morf den Schweizer Modellbogen «erfunden» hat, und der nachfolgenden Gründung des Pädagogischen Verlags des Lehrervereins Zürich sind über 20 Millionen Modellbogen verkauft worden. Damals kosteten sie 1.50 Franken, heute sind es drei Franken, wie der Verlag am Montag mitteilte. Abnehmer sind vor allem Schulen.
Gemäss Mitteilung gibt es wohl kaum ein Kind in der Deutschschweiz, und dies seit Generationen, bei dem nicht das Basteln von Modellbogen einen Teil seiner Schulzeit ausmachte. Das Basteln des Schlosses Chillon galt als Herausforderung für die ganze Familie an Sonntagen in der Vorweihnachtszeit.
Eine Art Schweizer Kulturgut
In Kinderzimmern baumeln Flugzeuge von den Decken, auf Büchergestellen stehen sämtliche Haustypen aus den verschiedenen Schweizer Regionen oder ganze Märchenlandschaften. Und der Geruch nach Leim sowie klebrige Finger sind untrennbar mit dem Bastelbogen verbunden.
«Wenn auch nur im Kleinen, unsere Modellbogen sind helvetisches Kulturgut», schreibt der Verlag in der Publikation «100 Jahre Schweizer Modellbogen. Die letzten 10 Jahre». Über 200 Modellbogen wurden bis heute entworfen. Am erfolgreichsten ist die Bogensparte «Weihnacht/Festtage».
Bastelbögen passen in den Lehrplan
Die Modellbogen sind dem ganzheitlichen Lernen verpflichtet. Sie vereinen Kompetenzen, wie sie im Lehrplan 21 gefordert werden. Man kann sich in Geduld üben, Anleitungen lesen, Falzen, Schneiden, Kleben und am Schluss sein eigenes 3D-Werk in den Händen halten. Und sie stärken die Teamfähigkeit, wie die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner im Vorwort schreibt.
Laut Steiner ist das 100-jährige Bestehen des Pädagogischen Verlags Ausdruck eines eindrücklichen Erfolgsmodells. Der Zürcher Primarlehrer Edwin Morf (1887-1937) habe sich bereits damals zum Ziel gesetzt, was Lehrmittelverlage bis heute tun: ein gutes und preiswertes Lehrmittel zu entwickeln.
Prognosen für die Zukunft
Ob es den Bastelbogen noch weitere 100 Jahre geben wird, ist ungewiss. Man stehe an einem Wendepunkt, schreiben die Verantwortlichen. Wegen Überlastung der Lehrpersonen seien die Bestellungen der Schulen rückläufig. Noch gibt es jedoch einen Lagerbestand von 660'000 Stück. Dies entspricht einem Gewicht von rund 4,5 Tonnen.
(SDA)