Ein schwerer Zwischenfall hat am Donnerstag den Bahnverkehr am Genfersee zwischen Lausanne und Genf bis gegen 11 Uhr lahmgelegt. Bei Bohrarbeiten im Bahnhof Renens VD wurden acht grosse Versorgungsleitungen beschädigt.
Durch die Beschädigung der Kabel fiel die Steuerung von Signalen und Weichen in Renens aus. Die Bohrarbeiten erfolgten beim Unterhalt des Bahnhofs in der Nacht auf Donnerstag. Die acht beschädigten Leitungen enthalten jeweils rund hundert Kabel, von denen einige rissen.
Das Problem für die SBB ist nun herauszufinden, welche einzelnen Kabel beschädigt sind. Wie David Fattebert, SBB-Regionaldirektor Westschweiz, vor den Medien im Bahnhof Lausanne sagte, ist das zeitaufwändig. Die Arbeiten seien kompliziert. Erste Funktionstests seien am früheren Nachmittag vorgesehen, erklärte Fattebert.
Wie es zu dem Bohrfehler kam, ist Gegenstand von Ermittlungen. «Pech, Ungeschicklichkeit, menschliches Versagen, falsche Pläne? Die SBB müssen der Sache nachgehen», sagte der Regionalchef. Derartige Vorfälle liessen sich bei Bauarbeiten aber kaum vermeiden.
Während die SBB zunächst von einem Unterbruch bis Betriebsschluss ausgingen, gaben sie später bekannt, dass sie die Verbindung zwischen Genf und Lausanne um 10.45 Uhr wieder aufnehmen konnten. Allerdings verkehrten lediglich zwei Züge pro Stunde und Richtung. Den Regionalverkehr erhielten Ersatzbusse zwischen Renens und Morges sowie zwischen Lausanne und Yverdon-les-Bains aufrecht.
Reisende mussten Verspätungen von dreissig Minuten hinnehmen. Nach Einschätzungen der SBB dürfte diese Situation bis Betriebsschluss anhalten. Mit einer Normalisierung rechneten die Verantwortlichen nicht vor dem frühen Freitagmorgen.
Der Bahnunterbruch sorgte am Morgen für Stau auf den Strassen, vor allem im Einzugsgebiet von Lausanne. Die Verkehrsbetriebe der Stadt Genf stellten die Linie 9 ein und stellten die dort eingesetzten Fahrzeuge den SBB als Ersatzbusse zur Verfügung. Die Wahl fiel auf die Linie 9, weil auf deren Strecke zwei Linien parallel verkehren.
Zu der Panne kam es auf den Tag genau zwei Jahre nach einem grösseren Bahnunterbruch zwischen Genf und Lausanne wegen des «Lochs» von Tolochenaz VD. Obwohl nicht abergläubisch, bezeichnete Regionalchef Fattebert den Vorfall vom Donnerstag doch als symbolisch.
Die SBB-Linie zwischen Lausanne und Genf entlang des Genfersees sei nämlich eine der anfälligsten und am dichtesten befahrenen Strecke im Schweizer Eisenbahnnetz. Im Gegensatz zu anderen wichtigen Verbindungen gibt es keine Alternativrouten. Ein neuer, neun Kilometer langer Tunnel zwischen Morges und Perroy soll spätestens ab 2040 Abhilfe schaffen.
Das «Loch» von Tolochenaz sorgte ab dem 9. November 2021 für einen mehrtägigen Unterbruch auf der Strecke. Wegen Bauarbeiten einer Drittfirma tat sich unter den Bahngleisen plötzlich ein grosser Hohlraum auf. Die Schienen sanken ab. Erst nach umfangreichen Auffüll- und Stabilisierungsarbeiten war der Bahnverkehr wieder möglich. (SDA)