Die frostigen Temperaturen haben viele Landwirte in den Nächten auf gestern und heute um den Schlaf gebracht. Weinbäuerin Daniela Müller und ihr Mann waren die ganze Nacht auf ihrem Weingut im thurgauischen Weinfelden, um die Reben vor der Kälte zu schützen. Obwohl sie vielerorts ausverkauft sind, konnten die Winzer noch einige Frostkerzen auftreiben. «Zudem konnten wir Holzpellets organisieren, um die Brenndauer der Kerzen zu verlängern.»
«Nun hoffen wir»
Für die Weinbauern geht es um alles. «Unsere Existenz ist bedroht», sagt Müller. Sie könnten sich die Wetterkapriolen nicht erklären. «Sogar in geschützten Lagen sind die Reben dieses Jahr erfroren», erzählt Müller. «Wir sind am Anschlag.»
Noch können die Weinbauern aus dem Thurgau nicht abschätzen, wie gross der Schaden tatsächlich ist. «Im Moment sind rund 80 Prozent der Reben kaputt», schätzt Müller. Das vergangene Jahr habe aber gezeigt, dass viele Reben dann doch noch Knospen trieben. «Damals hatten wir Glück. Nun hoffen wir, dass auch dieses Jahr noch ein Fünkchen Leben in den Reben steckt.»
Geheizt, bis die Sonne kam
Auch Gemüse- und Obstbauer Andreas Tschanz, der auf seinem Hof in Geroldswil ZH unter anderem Kirschen, Aprikosen und Spargeln anbaut, hofft. Mit kleinen Lagerfeuern zwischen den Bäumen versuchten er und sein Team in der Nacht, die Früchte vor der Kälte zu schützen. «Bis 7.30 Uhr haben wir heute gefeuert – bis uns die Sonne ablöste», erzählt er.
Eventuelle Schäden beim Steinobst kann er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Was der Frost für die Spargelernte bedeutet, ist hingegen bereits klar. «Beim grünen Spargel haben wir rund zehn Tage Ausfall», prognostiziert Tschanz. Nun erhoffe man sich in den nächsten Wochen möglichst warme Temperaturen, damit der Spargel rasch nachwachse.
Bis 50 Prozent Ernteausfall beim grössten Erdbeer-Produzenten
Bei Peter Knup, dem grössten Erdbeerproduzenten der Schweiz, kann indes auch das strahlendste Wetter nicht mehr viel retten. Je nach Sorte und Wachstumsstadium sei der Schaden sehr unterschiedlich. «Auf manchen Feldern bewegt sich der Verlust im einstelligen Bereich, auf anderen sind es 50 Prozent», sagt Knup. Ein Schaden, mit dem der Erdbeerbauer aus Kesswil TG nicht gerechnet hat. «Wir dachten, dass wir mit den Schutzmassnahmen den Schaden bei unter zehn Prozent halten können.» So hatte er mit seinen Mitarbeitern vor dem Frost in stundenlanger Arbeit zwei Schichten Vlies über die Erdbeerreihen gelegt.
Zuletzt habe er Schäden in solchem Ausmass vor 36 Jahren verkraften müssen, sagt Knup. Wie viel in der Ernteausfall dieses Jahr kostet, vermag er noch nicht genau zu beziffern. «Aber wir reden von einem namhaften Betrag», sagt Knup. Der erfahrene Landwirt setzt all seine Hoffnung nun auf die späteren Kulturen, die erst jetzt gepflanzt werden. So kann ein Teil des Schadens, so das Wetter will, aufgefangen werden.