Autounfall im Kosovo
Hier trauern 60 Dietiker Männer um ihren Freund Tauli

Der 19-Jährige war bei Verwandten in den Sommerferien. Er fuhr den Mercedes. Bis zum Frontal-Crash.
Publiziert: 26.08.2011 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 16:49 Uhr
Von Adrian Schulthess

Eine Stadt steht zusammen: 60 Männer erweisen ihrem Freund Taulant Q.* (19) die letzte Ehre. Bei der Stadthalle Dietikon ZH scharen sie sich um ein Trauerplakat, geschmückt mit Fotos und persönlichen Botschaften an ihren «Tauli».

Der eingebürgerte Betriebsunterhalts-Stift am Flughafen Zürich kam nicht mehr aus seinen Sommerferien bei Verwandten in Peja (Kosovo) zurück. Ein schrecklicher Autounfall riss ihn aus dem Leben.

«Ich habe Tauli dort noch besucht», sagt sein bester Freund Muhi M.* (21). «Und dann, zehn Tage später, stirbt er bei diesem Unfall. Ich kann es immer noch nicht richtig glauben. Wir verbrachten zwei Tage zusammen. Wir redeten über alles. Er schien so zufrieden in diesen Tagen. Es war seltsam. Als hätte er etwas geahnt.»

Nach den Ferien hätte Taulant sein drittes Lehrjahr begonnen. «Er war so stolz, dass er diese Ausbildung machen konnte», sagt seine Mutter Dime Q.*

Es ist Samstag, der 13. August, gegen 18 Uhr. Taulant sitzt am Steuer des Mercedes der Familie, sein Cousin Dardan (13) begleitet ihn. Die beiden fahren in einen Nachbarort. «Sie holten einen Laptop ab, hat man mir erzählt», sagt die Mutter.

Auf der Rückfahrt nach Peja passiert es: Auf der schnurgeraden Strecke knallt der Mercedes mit einem entgegenkommenden VW Golf zusammen. «Beide Autos waren viel zu schnell unterwegs», sagte Agim Pantina, Sprecher der Polizei von Peja, gegenüber Lokalmedien. «Ich war selber am Unfallort. Es sah schrecklich aus.»

Die zwei Insassen des VWs sind sofort tot. Taulant und Dardan kommen schwer verletzt ins Spital. Doch die Ärzte können sie nicht mehr retten. Beide sterben noch am selben Abend.

«Ich weiss nicht, warum es zum Unfall kam. Die Polizei konnte uns noch nichts Genaueres sagen», so Dime Q. Sie reiste sofort in den Kosovo, als sie vom Tod ihres Sohnes erfuhr. Taulant wurde am Sonntag in Peja beerdigt. «Wir trauern immer noch. Es ist sehr schwer, wenn man seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen muss.»

Taulis Freunde in der Schweiz nehmen auf ihre Art Abschied. Rund 4000 Personen haben sich in den Trauer-Gruppen bei Facebook eingetragen.

Milan B.* (20) alias «Milli54», ein guter Freund aus Schultagen, hat sogar einen Trauer-Rap geschrieben und bei Youtube hochgeladen. «Mir alli nehmet Abschied, und mir lönd de Fruscht brenne, doch ab hüt het Dietike en Schutzengel», rappt Milan darin. Und: «Erklär mer, werum die Guete in Schatte gönd. Erklär mer, wie de Liri no lache söll.»

Liridon (15), Taulants kleiner Bruder – und bis zu seinem Tod sein ganzer Stolz. «Für ihn ist es besonders bitter. Liri schaute doch immer zu Taulant auf», weiss Milan B. und erklärt: «Tauli war mein Nachbar, ich habe sehr viel mit ihm erlebt. Wir waren jeden Tag zusammen unterwegs. Wir haben zusammengehalten. Mit diesem Lied wollte ich das Ganze verarbeiten.»

Der Song wurde bei Youtube in den letzten Tagen über 10 000 Mal abgespielt.

* Namen der Redaktion bekannt

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