"Wer glaubt, Picasso schon zu kennen, kann hier sein blaues und rosa Wunder erleben", sagte Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, am Freitag vor den Medien. Vom Sonntag bis zum 26. Mai präsentiert das Museum auf über 1660 Quadratmetern das bisher aufwendigste und ambitionierteste Ausstellungsvorhaben seiner Geschichte.
Rund 75 Gemälde und Skulpturen aus Picassos Blauer und Rosa Periode (1901 bis 1906) sind in der von Raphaël Bouvier kuratierten und im Beisein von Picasso-Sohn Claude Picasso vorgestellten Schau vereinigt. Die meisten von ihnen werden sonst nur selten ausgeliehen. Ihr Versicherungswert beträgt laut der Fondation rund vier Milliarden Franken.
Zur Verfügung gestellt worden sind sie von 41 Leihgebern, darunter 28 Museen aus Europa und Übersee. Hinzu kommen in der zehn Räume umfassenden Ausstellung vorwiegend kubistische Werke aus eigenen Beständen der Fondation, die eine bedeutende Picasso-Sammlung besitzt. Zusammen sind in Riehen so etwa 110 Werke von Picasso zu sehen.
Vorbereitet wurde die Schau in vier Jahren zusammen mit den Mueées d'Orsay et de l'Orangerie in Paris und dem Musée Mational Picasso-Paris. In Paris war sie 2018 zu sehen, jedoch in veränderter Form, wie Keller sagte: Fast ein Fünftel der in Riehen gezeigten Werke seien nur hier zu sehen, und es gibt auch einen eigenen Katalog.
Aufsehenerregend ist «Der junge Picasso - Blaue und Rosa Periode» aber nicht nur wegen der sonst kaum zu sehenden Werksfülle. Einzigartig ist auch die emotionale Tiefe und Dichte der Malerei des Künstlers in dieser frühen Schaffensperiode: Diese zeigt ihn auf dem Weg zu dem Picasso, der später die ganze Kunstwelt überstrahlte.
"Femme assise au fichu» von 1901, «Le Repas de l'aveugle» (1903) und «Acrobate et jeune arlequin» (1905) sind etwa dabei, aber auch «Famille de saltimbanques avec und singe» (1905) oder - als ein Höhepunkt - «La Vie» von 1903. Nicht zuletzt zeigt die Ausstellung auch Selbstporträts in ganz unterschiedlicher Sichtweise.
Pablo Picasso (1881-1973) pendelte ab 1901 zunächst zwischen Spanien und Paris. Unter dem Eindruck des Suizids seines Künstlerfreundes Carles Casagemas entstanden Gemälde, die Menschen am Rande der Gesellschaft, Melancholie und Einsamkeit ins Bild rückten. Dominiert wurden sie von der Farbe Blau.
1904 siedelte Picasso endgültig nach Paris über, und Fernande Olivier wird seine erste langjährige Lebensgefährtin. In seiner Malerei gewannen mehr Rosa- und Ocker-Töne die Oberhand, und Gaukler, Artisten und Akrobaten sind Bildmotive. Schliesslich findet Picasso zu einer reduzierten, «primitivistischen» Bildsprache.
Darin kündigt sich bereits der Kubismus an, der sich ab 1907 Bahn bricht. Picassos Werke der Blauen und Rosa Periode sind indes bis heute Publikumslieblinge weltweit. Darauf hat sich auch die Fondation Beyeler eingestellt, die für ihre Picasso-Schau eigens 60 zusätzliche Temporär-Mitarbeiter engagiert hat. Tickets gibts auch online.
www.fondationbeyeler.ch