Ausschreitungen
Zehn Polizisten bei Krawallen vor der Berner Reitschule verletzt

Zehn Polizisten sind in der Nacht auf Sonntag bei Krawallen vor der Berner Reitschule verletzt worden. Der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) vermutet die "gewaltextremistische linke Szene" als Urheber.
Publiziert: 19.05.2019 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2019 um 14:39 Uhr

Im Internet gab eine «Bezugsgruppe Rhabarber» am Sonntag bekannt, sie habe sich an den «offensiven Aktionen gegen die Polizei» beteiligt. Dabei habe es sich um eine notwendige Antwort auf die jüngsten Repressionen im Raum Bern gehandelt.

Die Gruppe solidarisierte sich unter anderem mit dem Fabrikool-Kollektiv, das bis vor kurzem in einer alten Schreinerei im Länggass-Quartier aktiv war. Die Polizei hatte das Haus am vergangenen Dienstag auf Antrag des Kantons geräumt.

«Für mich gibt es überhaupt keine Rechtfertigung irgendwelcher Art, dass man solche Gewaltakte begeht», betonte Sicherheitsdirektor Nause. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verurteilte er die «offensichtlich organisierte Gewaltorgie".

Zum Glück habe die Polizei elf Personen anhalten können. Nause hofft, «dass die Urheber die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen werden".

Wem was vorgeworfen wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Laut Polizei handelt es sich um neun Schweizer, einen Senegalesen und einen Srilanker. Sie sind zwischen 16 und 60 Jahre alt. Sechs von ihnen waren am Sonntag wieder auf freiem Fuss. Fünf weitere waren polizeilich ausgeschrieben.

Während draussen auf der Strasse die Barrikaden brannten, lief der Kulturbetrieb in der Reitschule weiter. Zwischen 1000 und 2000 Menschen befanden sich im Innern des Gebäudes. Sie wurden per Twitter aufgerufen, sich deeskalativ zu verhalten.

Nause äusserte sich nicht näher zur Rolle des autonomen Kulturzentrums. «Ich hatte den Eindruck, dass sich die Reitschule in der Geiselhaft von gewaltbereiten, kriminell agierenden Kreisen befindet.»

Die Reitschule «lehnt alle Gewalttätigkeit von der Nacht auf Sonntag entschieden ab», schreibt die Mediengruppe des Kulturzentrums in einem Communiqué. «Zu den Gründen für die Auseinandersetzung können wir uns nicht äussern.»

In der Nacht sei die Sicherheit der Gäste an erster Stelle gestanden. Man habe entsprechende Massnahmen getroffen und beispielsweise die Grosse Halle als Ausweichmöglichkeit geöffnet. Ein Polizist habe bei einem Kontakt um 01.54 Uhr festgestellt, «dass wir unser Bestes tun und die Polizei ihr Bestes tut".

Unbekannte hatten kurz nach Mitternacht mehrere Strassenbarrikaden errichtet und in Brand gesetzt. Nebst Holzpaletten und Containern zündeten sie auch mehrere Fahrzeuge an.

Als die Polizei vorrückte, wurde sie nach eigenen Angaben mit Flaschen und Steinen beworfen. Acht Polizisten und zwei Polizistinnen wurden dabei verletzt. Ein Polizist musste ins Spital gebracht werden, ebenso eine Privatperson.

Die Einsatzkräfte seien auch mit Lasern und Feuerwerkskörpern angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Wegen der massiven Angriffe habe die Feuerwehr die Brände zunächst nicht löschen können. Die Polizei ging mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Angreifer vor. Sie brachte auch einen Wasserwerfer in Stellung.

Erst in den frühen Morgenstunden beruhigte sich die Lage. Am Sonntagvormittag kümmerten sich Putzequipen und die Feuerwehr darum, die Spuren der Verwüstung zu beseitigen. Manche Strassen rund um das Kulturzentrum blieben stundenlang für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Laut Polizei entstand ein Sachschaden von mehreren zehntausend Franken. Drei Autos brannten vollständig aus. Das nahegelegene Amtshaus wurde mit Farbe verschmiert.

(SDA)

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