Schockierende Handy-Aufnahmen zeigen die katastrophalen Haftbedingungen im Gefängnis in Libyen. Flüchtlinge aus Nigeria haben die Aufnahmen in ihrer Zelle in der Küstenstadt Sawija im Juli unter Lebensgefahr gedreht und online verbreitet.
Die Aufnahme wurde an die Website «France 24 Observers» geschickt, deren Redakteure dann die Internationale Organisation für Migration (IOM) alarmierten. Die Flüchtlinge wurden schliesslich Ende August nach Nigeria ausgeflogen.
Mitgefangener fast zu Tode geprügelt
«Sie weigern sich, uns zurückzuschicken», sagte ein Mann im Video. «Wir leiden hier, wir sterben hier. Ohne das Video hätten wir wohl nicht nach Nigeria zurückkehren können», sagte Efe Onyeka, der das Video aufgenommen hatte, der Nachrichtenagentur AFP.
Der 25-Jährige war beim Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, in Libyen festgenommen worden. Mit dem Video brachte er sich nach eigener Aussage in Lebensgefahr. Einer seiner Mitstreiter sei von den Wärtern fast zu Tode geprügelt worden, sagte Onyeka.
Generell seien die Haftbedingungen katastrophal gewesen: «Sie schlugen uns alle mit Rohren und Stöcken. Sie gaben uns nichts zu essen, wir mussten aus der Latrine trinken.»
«Nicht aussergewöhnlich»
Die IOM organisiert die freiwillige Rückführung von Flüchtlingen, die in Libyen gestrandet sind. Etwa 2700 Menschen aus Nigeria seien in diesem Jahr mithilfe des Programms in ihre Heimat zurückgeschickt worden, sagte der dortige IOM-Sprecher.
Der Fall der nun geretteten Nigerianer sei mit Blick auf die schlechten Haftbedingungen in Libyen nicht aussergewöhnlich. Von einem Hilferuf per Handy-Video habe er bislang aber nicht gehört.
Internationale Organisationen kritisieren die Zustände in den libyschen Flüchtlingslagern seit Langem als menschenunwürdig. Der nordafrikanische Staat, der zu weiten Teilen von Milizen beherrscht wird, ist das Hauptdurchgangsland für Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg von Afrika nach Europa. (SDA/hah)