Die Parlamentswahlen vom Sonntag offenbaren deutlich: Italien ist in zwei Lager gespalten. Der Norden wählte vor allem Rechtsparteien, der Süden die Fünf-Sterne-Bewegung. Nur gerade die Regionen Toskana und Trentino-Südtirol unterstützten mehrheitlich Mitte-links.
Wie die Schweiz den Röstigraben hat Italien den Pastagraben!
Das Rechtsbündnis mit der Lega Nord erreicht gemäss den provisorischen Auszählungen in der Lombardei und in Venetien fast die Hälfte aller Stimmen. Umgekehrt verzeichnet die Fünf-Sterne-Bewegung auf Sizilien und in Kampanien mit knapp der Hälfte aller Stimmen eine ebenso grosse Unterstützung.
Extreme in einem Land
Im Gegensatz zum Röstigraben in der Schweiz trennt der Pastagraben nicht zwei Sprachgebiete, sondern Arm und Reich. Denn das Wohlstandsgefälle zwischen Nord und Süd ist in Italien enorm. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt in der stark industrialisierten Lombardei mehr als das Doppelte als im südlichen Kalabrien.
Auch bei den Arbeitslosenquoten ist der Unterschied frappant: Im Norden liegt sie bei rund acht Prozent, im Süden je nach Region bei bis zu 50 Prozent!
Die Kriminalität blüht, die Mafia lässt grüssen.
Geld im Norden behalten
Dass der Norden und der Süden anders wählen, liegt daher auf der Hand. Die Rechtsparteien, darunter vor allem die Lega Nord, wollen sich finanziell vom Süden abkoppeln, um das Geld in der Region halten zu können. Der arme Süden vertraut auf die Fünf-Sterne-Frust-Bewegung, weil sie gegen das Establishment schiesst und allen ein Grundeinkommen verspricht.
Der Pastagraben ist nichts anderes als eine historische Grenze. Südlich von ihm liegt das Gebiet des ehemaligen Königreichs beider Sizilien, das 1861 vom Königreich Piemont-Sardinien zur Kapitulation gezwungen worden war.
Schon damals gab im Stiefel der Norden den Ton an.