Hat der Vater Tobias R. zum Zehnfach-Mord inspiriert?
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Nachbarn fürchten ihn:Hat der Vater Tobias R. zum Zehnfach-Mord inspiriert?

«Weiss nicht, zu was er in der Lage ist»
Hat der Vater Tobias R. zum Zehnfach-Mord inspiriert?

Hanau-Killer Tobias R. (†43) erschoss zehn Menschen und sich selbst. Kurz danach wird sein Vater Hans-Gerd R. (72) abgeführt. Der Betriebswirt wird in der Nachbarschaft gefürchtet. Die Ermittler wollen herausfinden, welche Rolle der Vater bei den Morden spielte.
Publiziert: 22.02.2020 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2020 um 04:27 Uhr
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«Welche Rolle spielt der Terroristen-Vater» titelt die Bild. Hans-Gerd R. wird abgeführt, wenige Stunden nachdem sich sein Sohn erschoss. Vielleicht kann der Vater Antworten darauf liefern, warum sein Sohn in Hanau zehn Menschen ermordete.
Foto: Screenshot Bild

Wenige Stunden, nachdem Tobias R.* (†43) in Hanau (D) zehn Menschen erschoss (BLICK berichtete), klicken in einer Wohnung die Handschellen. Abgeführt wird Hans-Gerd R.* (72), der Vater von Tobias R.

Polizisten führen ihn aus der Wohnung, in die Tobias R. nach seiner Terror-Tat zurückkehrt. Wo er zuerst seine Mutter Gabrielle (†72) und danach sich selber richtet. Der Vater bleibt unverletzt. Laut «Bild» gehen die Ermittler nicht davon aus, dass Hans-Gerd R. an den Morden beteiligt war. Es werde aber geprüft, ob er tatbegünstigend wirkte.

«Weiss nicht, zu was er in der Lage ist»

In der Nachbarschaft gilt der Vater als Querulant. Der Polizei soll er unter anderem wegen falscher Verdächtigung, übler Nachrede, Falschaussagen und Erpressung bekannt sein. Vor wenigen Wochen habe der 72-Jährige Mülltonnen umgeworfen und den Inhalt auf den Parkplätzen seiner Nachbarn verteilt, berichtet der «Hanauer Anzeiger». Vor vier Jahren habe er zudem den Oberbürgermeister wegen einer angeblichen Scheinkandidatur angeklagt – ohne Erfolg. In der Nachbarschaft wird der Senior gefürchtet. «Wenn der Vater wiederkommt, dann weiss man nicht, zu was der in der Lage ist», sagt einer der Nachbarn zur Zeitung.

Niemand in der Familie fiel bislang wegen rechtsradikaler Aktionen auf, da sind sich die Bekannten einig. Die «Bild» allerdings hat von einem früheren Freund von Tobias R. erfahren, dass der Vater dem Sohn zu Schulzeiten verboten habe, sich mit Migranten zu befreunden. Der Vater selber stand vor ein paar Jahren als Kandidat auf der Liste für Bündnis 90/Die Grünen, gewählt wurde er nicht.

Im Kinderzimmer seinem Leben ein Ende gesetzt

Inwiefern das umtriebige Leben des Betriebswirts seinen Sohn inspirierte, wird derzeit untersucht. Sicher ist, dass Tobias R. seine ersten und seine letzten Lebensjahre bei seinen Eltern verbringt (BLICK berichtete). Vor zwei Jahren trennt er sich im Streit von seinem Arbeitgeber, einem Versicherungskonzern aus München. Er zieht an den Ort zurück, wo er aufgewachsen ist. Zuerst bezieht er Arbeitslosengeld. Nachdem er eine Fördermassnahme ablehnt, wird ihm dieses vergangenen Herbst gestrichen. Ansonsten scheint er unauffällig gelebt zu haben. Bis am Mittwoch. Nach seinem Zehnfach-Mord schiesst er sich laut «Bild» in seinem Kinderzimmer eine Kugel in den Kopf.

Nicht länger als Beschuldigter verhört

Wie die «Bild» inzwischen berichtet, werde der Vater nicht länger als Beschuldigter verhört, sondern als Zeuge geführt. Dies bestätigte die Bundesanwaltschaft. Demnach wurde Hans-Gerd R. in eine Psychoklinik gebracht, wo er wegen eines schweren Schocks behandelt wird.

Der Vater werde jedoch weiter befragt. Zu klären gilt es auch, weshalb Hans-Gerd R. mit dem Leben davon, während seine Frau sterben musste. Und ob er mitansehen musste, wie sein Sohn seine Frau tötete.

* Namen bekannt

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