Der deutsche Fernsehmoderator Jan Böhmermann (38) hat Kanzlerin Angela Merkel (64) wegen ihrer kritischen Einschätzung seines «Schmähgedichts» auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (65) verklagt. Am 16. April soll die Klage vor dem Verwaltungsgericht Berlin verhandelt werden, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Formal richtet sich die Klage gegen das Kanzleramt.
Der Satiriker Jan Böhmermann hatte mit dem satirischen Gedicht «Schmähkritik» in seiner Fernsehsendung 2016 einen diplomatischen Eklat im Verhältnis zur Türkei ausgelöst. Böhmermann sprach von Sex mit Tieren und von Kinderpornographie.
Merkel nannte das Gedicht damals «bewusst verletzend», wie Regierungssprecher Steffen Seibert nach einem Telefonat der Kanzlerin mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu berichtete. Später bezeichnete die Kanzlerin diese Aussage als Fehler. 2017 drohte Böhmermann laut einem Medienbericht Merkel mit einer Klage.
Merkels Aussage «rechtswidrig»
Laut Böhmermanns Anwalt seien die Aussagen der Kanzlerin rechtswidrig gewesen, weil sie für eine solche Einordnung nicht zuständig ist, berichtet die «Bild».
Das Gericht soll entscheiden, ob tatsächlich von einer Rechtswidrigkeit die Rede ist und Merkel ihre Einschätzung darum zurücknehmen muss.
Erdogan selbst hatte Böhmermann wegen Beleidigung verklagt. Das Landgericht Hamburg gab der Klage teilweise statt. Böhmermann darf «ehrverletzende» Verse des Gedichts gegen Erdogan nicht wiederholen. Der türkische Präsident hatte den Beitrag komplett verbieten lassen wollen. Böhmermann will das Urteil anfechten. (SDA/man)