Warum mussten sie sterben?
Rätsel um 26 tote Frauen auf Flüchtlingsschiff

Ein spanisches Kriegsschiff rettet 375 Flüchtlinge im Mittelmeer. An Bord macht die Besatzung eine schreckliche Entdeckung.
Publiziert: 08.11.2017 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:03 Uhr
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Die 26 toten Mädchen werden in Särgen abtransportiert.
Foto: Michele Amoruso / IPA

Die Behörden nennen es das «Schiff des Schmerzes»: 26 tote junge Frauen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren lagen in einem kleinen Raum an Bord eines seeuntüchtigen Flüchtlingsschiffs. Ein spanisches Marineschiff hatte die 375 übrigen Flüchtlinge gerettet und lief danach das italienischen Salerno an. 

Die italienischen Behörden vermuten, dass die Menschen aus Nigeria stammen. Sie befürchten, dass die Mädchen Opfer von Frauenhändlern gewesen sein könnten. Derzeit werden die Leichen auf Spuren von körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch untersucht. In etwa einer Woche sollen die Resultate vorliegen.

Schlepper tarnten sich als Flüchtlinge

Die italienische Polizei hat zwei mutmassliche Schlepper verhaftet, einen Libyer (30) und einen Ägypter (22). Sie sollen sich als Flüchtlinge getarnt auf dem spanischen Schiff befunden haben. Sie seien nach Aussagen anderer Passagiere an Bord gefunden worden.

«Wir haben es in diesem Fall, im Gegensatz zu früheren Todesfällen im Mittelmeer, mit einer neuen Art von Verbrechen zu tun», sagt der Präfekt von Salerno, Salvatore Malfi, gegenüber «Avvenire.it». «Es könnte sich hier um 26 Morddelikte handeln. Diese Frauen wurden nicht einfach von einem Blitz erschlagen, das ist klar.» 

Mittelmeer-Tragödie nimmt kein Ende

In der vergangenen Woche sind nach Angaben des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mindestens 34 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen, zahlreiche weitere wurden gerettet.

Am Montag seien mindestens fünf Menschen ertrunken, als ein Boot 30 Seemeilen nördlich der libyschen Hauptstadt Tripolis gekentert sei, teilte die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch mit. Nachdem die Organisation einen Anruf der zentralen Seenotrettungsleitstelle in Rom erhalten habe, sei ihr Rettungsschiff gleichzeitig mit einem Boot der libyschen Küstenwache bei dem Schlauchboot angekommen.

«Brutales Vorgehen»

Sea-Watch warf den Küstenwächtern «brutales Vorgehen» vor. Auf dem Boot sei deshalb Panik ausgebrochen, mehrere Menschen seien ins Wasser gefallen. «Ein Helikopter der italienischen Marine musste eingreifen und stoppte das libysche Schiff kurzzeitig, um weitere Tote zu verhindern», schilderte Sea-Watch und veröffentlichte ein Video von dem Moment.

Zunächst konnten auf Anfrage weder das Verteidigungsministerium noch die italienische Küstenwache den Vorfall bestätigen. Sea-Watch nahm nach eigenen Angaben 58 Menschen an Bord, die übrigen seien zurück nach Libyen gebracht worden. (nbb/SDA)

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