In rund zwei Monaten wird in Amerika gewählt – der Wahlkampf geht in die heisse Phase: Herausforderer Joe Biden (77) hat Amtsinhaber Donald Trump (74) Unfähigkeit und Scheitern in der Corona-Krise und bei der Gewalt in amerikanischen Städten vorgeworfen. «Dieser Präsident kann die Gewalt nicht beenden», sagte Biden bei einer Ansprache in der Industriestadt Pittsburgh. «Es wüten Brände und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.» Dabei wies Biden auf rechtsgerichtete Milizen und rassistische Gruppen hin.
Der Kandidat der Demokraten hielt seine Rede in einem Saal der Carnegie-Mellon-Universität vor Kameras, aber ohne Publikum. Wegen der Corona-Pandemie hatte er sich in den vergangenen Monaten überwiegend in seinem Haus im US-Staat Delaware aufgehalten. In Pittsburgh ging der Herausforderer auch auf Vorwürfe Trumps ein und wandte sich entschieden gegen jede Gewalt. Unruhen, Plünderungen und Brandstiftungen seien keine Proteste, sondern Straftaten – sie sollten entsprechend verfolgt werden.
Brennpunkte: Portland und Kenosha
Nach dem Tod von George Floyd (†46) bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis im Mai hat sich vor allem die Stadt Portland zu einem Brennpunkt der Unruhen entwickelt. Proteste endeten dort wiederholt in Plünderungen und Gewalt, Hunderte Demonstranten wurden festgenommen. Am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation mit einem Autokorso von Trump-Anhängern. Dabei kam ein Trump-Anhänger ums Leben.
Zweiter Brennpunkt der Unruhen ist die Stadt Kenosha im US-Staat Wisconsin, wo der 29-jährige Jacob Blake mit sieben Schüssen von Polizisten schwer verletzt wurde. Bei Protesten Mitte vergangener Woche erschoss der 17-jährige Trump-Fan Kyle Rittenhouse zwei Demonstranten. Der US-Präsident hat für Dienstag einen Besuch in Kenosha angekündigt.
Biden will Amerika vor Trump retten
Biden sprach bei seiner knapp 30-minütigen Rede auch einen Kritikpunkt Trumps an, der ihn immer wieder als «radikalen Sozialisten» bezeichnet. «Sehe ich wie ein radikaler Sozialist aus?», fragte der Demokrat rhetorisch und erklärte, dass er Amerika retten wolle. Als Probleme zählte er die Corona-Pandemie, Verbrechen und Plünderungen, rassistisch motivierte Gewalt sowie «schlechte Polizisten» auf. Und er wolle Amerika, «um es kristallklar zu sagen, retten vor vier weiteren Jahren Donald Trump».
Trump habe darin versagt, Amerika vor der rasanten Ausbreitung des Coronavirus zu schützen. Jetzt setze er auf «Recht und Ordnung» und betreibe eine Politik der Angst: «Je mehr Chaos und Gewalt, desto besser ist es für Trumps Wiederwahl.»
Der Aussetzer von Biden
Bidens Ansprache war angriffig und wurde von vielen Beobachtern als überzeugend gelobt. Doch der Trump-Herausforderer leistete sich, wie so oft, einen Aussetzer. Obwohl Biden die gesamte Ansprache vom Teleprompter ablesen konnte, verlor er plötzlich komplett den Faden. Auf Englisch sagte er einige Sätze, die keinen Sinn ergaben: «Covid has taken this year, just since outbreak, has taken more than 100 year. look, here's, the lives, it's just, it's, I mean, y'think about it. More lives this year than any other year for the past hundred years.»
Joe Bidens Gegner werfen dem 77-Jährigen regelmässig vor, mental nicht mehr ganz auf der Höhe zu sein. Konservative Kreise, und am Montagabend auch Donald Trump persönlich, verbreiteten Aufnahmen von Bidens Aussetzer rasant.
Der US-Präsident kommentierte die Rede seines Herausforderers auf Twitter so: «Gerade gesehen, was Biden zu sagen hatte. Für mich sah es so aus, dass er die Polizei weit mehr beschuldigt als Randalierer, Anarchisten, Agitatoren und Plünderer.»
Trump nimmt Wisconsin-Todesschützen in Schutz
Doch Donald Trump selbst hatte nicht seinen besten Tag. Der US-Präsident verwirrte bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag die politischen Kommentatoren – sogar jene von seinem Lieblingssender Fox News. Trump, der sich in den vergangenen Monaten täglich als Präsident von «Recht und Ordnung» bezeichnete, wollte am Montag plötzlich nicht mehr Gewalt kategorisch verurteilen. Dass seine Anhänger bei Gegenprotesten in Portland mit Paintball-Gewehren Farbkugeln auf Black-Lives-Matter-Demonstranten abfeuerten, schien ihn nicht zu stören. Trump bezeichnete diese Menschen als «friedlich» und sagte: «Farben sind keine tödlichen Kugeln.»
Richtig «blamabel», wie ein Fox-News-Journalist kommentierte, wurde es kurze Zeit später. Angesprochen auf den Wisconsin-Todesschützen – ein Trump-Anhänger, der vergangene Woche zwei Protestler erschossen hatte – sagte der US-Präsident: «Das war eine interessante Situation.» Trump nahm in der Folge den mutmasslichen Mörder, der in U-Haft sitzt, in Schutz. «Er versuchte sich zu befreien. Weg von den Demonstranten, aber er fiel um. Und dann griffen sie ihn sehr heftig an. Das ist etwas, mit dem wir uns gerade jetzt befassen. Es wird untersucht. Ich vermute, er war in sehr grossen Schwierigkeiten. Er wäre wahrscheinlich getötet worden.» (nim/SDA)
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
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