Von der Schweiz in den Nepal-Knast
Ausgeschaffte Tibeterin kämpft um ihr Leben

Die Schweizer Behörden schickten die Tibeterin Yangdon Chorasherpa (28) zurück nach Nepal. Seitdem lebt sie in Angst. Schikane, Unterdrückung, Gefangenschaft sind ihr Alltag geworden – und werden es vorerst auch bleiben.
Publiziert: 21.09.2018 um 20:40 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 10:38 Uhr
1/7
Die Tibeterin sitzt in der Hauptstadt Kathmandu fest. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/EPA/NARENDRA SHRESTHA / NARENDRA SHRESTHA

Heute Freitag reist der Dalai Lama zum Geburtstag des tibetischen Klosters in Rikon ZH an. Gefeiert wird das 50-jährige Bestehen des Instituts, welches damals als Zuhause und Arbeitsplatz für Flüchtlinge aus Tibet gegründet wurde. Doch der Besuch des Dalai Lama wird von einem tragischen Schicksal überschattet.

Yangdon Chorasherpa (28) hat in Rikon ZH kein zu Hause gefunden. Sie wurde im Februar 2017 von der Schweiz als erste Person mit tibetischen Wurzeln nach Nepal ausgeschafft.

Jetzt, über ein Jahr später, verlässt sie ihr kleines Zimmer in Kathmandu kaum noch, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Zu gross ist ihre Angst, draussen aufgegriffen und zurück ins Gefängnis gesteckt zu werden. Oder noch schlimmer: nach China abgeschoben zu werden, wo ihr Folter und Zwangsarbeit drohen.

Behörden liessen sie nicht nach Hause

Chorasherpa gilt in China nämlich als «mit fremdem Gedankengut infiziert». Sie war vor Jahren illegal aus China ausgereist, um eine tibetische Schule in Indien zu besuchen. Als sie danach zu ihren Eltern zurückkehren wollte, wurde sie angehalten und nach Kathmandu gebracht.

Weil sie nur eine Kopie ihres Familienbüchleins hatte, besorgte sie sich dort illegal einen nepalesischen Pass. Diese Entscheidung sollte ihr noch zum Verhängnis werden.

In Kathmandu lernte Chorasherpa eine Schweiz-Tibeterin kennen. Sie wollte die junge Frau mit ihrem Sohn vermählen. Im Juli 2014 reiste Chorasherpa deshalb in die Schweiz. Doch das Zürcher Standesamt verweigerte die Hochzeit – man glaubte ihr nicht, dass sie Nepalesin ist, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter.

Sie stirbt fast im Knast

Chorasherpa stellte daraufhin ein Asylgesuch. Obwohl sie von Anfang an offenlegte, dass ihr der nepalesische Pass eigentlich nicht zusteht, wurde das Gesuch abgelehnt. Die Behörden hielten den Pass für echt und Chorasherpa für eine Nepalesin. Sie flog am 1. Februar 2017 wieder zurück nach Kathmandu.

Kaum gelandet, steckte sie die Polizei ins Gefängnis. 20 Frauen in einer Zelle, Hygiene ungenügend. Weil sie kein Nepalesisch spricht, ist sie zuunterst in der Zellenhierarchie. Sie musste Unterwäsche waschen, Toiletten putzen – im Gefängnis steckte sie sich mit Hepatitis B an. Zudem hatte sie heftige Schmerzen im Unterleib.

Ein Freund aus der Schweiz, den sie im Asylheim kennengelernt hatte, besuchte sie in Haft. Ihr Zustand war kritisch. Der Zürcher konnte schliesslich veranlassen, dass Chorasherpa im Spital untersucht wurde. Diagnose: eine Zyste im Bauch, die auf die Organe drückt. In einer Privatklinik wurde sie schliesslich operiert.

Bundesgericht schmettert Beschwerde ab

Im November 2017 verurteilte sie das Gericht wegen unrechtmässigen Erwerbs nepalesischer Papiere. In letzter Sekunde konnte sie der Freund aus der Schweiz vor der Abschiebung nach China bewahren.

Ohne gültigen Ausweis und ohne gültige Entlassungspapiere muss sich Chorasherpa seitdem in Kathmandu durchschlagen. Ihre Beschwerde gegen die Ablehnung des Asylgesuchs in der Schweiz wurde vor Bundesgericht abgeschmettert. Ihre letzte Hoffnung: Das Staatssekretariat für Migration könnte ihr aus humanitären Gründen ein Visum erteilen.

Zwar haben Nachforschungen der Schweizer Botschaft in Kathmandu ergeben, dass beim Asylverfahren ein Fehler passiert war und Chorasherpa tatsächlich Tibeterin ist. Die Gerichte können aber ihre Akte nach der Ablehnung des Asylantrags nicht mehr öffnen. Und Chorasherpa bleibt deshalb vorerst keine Möglichkeit, Nepal zu verlassen. (hah)

Hier können sie den Dalai Lama sehen

Schon gestern ist der Dalai Lama (83) in Zürich gelandet. Heute startet sein Tag mit einem Pressegespräch im Hotel Hilton am Airport, danach geht es direkt weiter nach Rikon ZH. In einer religiösen Zeremonie wird ab 10 Uhr der 50. Geburtstag des Tibet-Instituts gefeiert. 

Am Samstag stehen weitere Jubiläumszeremonien auf dem Programm, dieses Mal in den Eulachhallen in Winterthur ZH. Von 9.30 Uhr bis 14 Uhr steht ein Festakt an. 

Am Sonntag dann die ganz grosse Bühne. Am Vormittag (9 Uhr) lädt Seine Heiligkeit im Zürcher Hallenstadion zu den sogenannten «Unterweisungen». Der Termin ist bis 12 Uhr geplant. 

Zum Abschluss seines Besuchs steht am Montag (9.15 Uhr) im Kongresshaus Liebestrasse in Winterthur ZH eine akademische Veranstaltung mit dem Dalai Lama an. Dort allerdings nur geladen: Angehörige der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).  

Schon gestern ist der Dalai Lama (83) in Zürich gelandet. Heute startet sein Tag mit einem Pressegespräch im Hotel Hilton am Airport, danach geht es direkt weiter nach Rikon ZH. In einer religiösen Zeremonie wird ab 10 Uhr der 50. Geburtstag des Tibet-Instituts gefeiert. 

Am Samstag stehen weitere Jubiläumszeremonien auf dem Programm, dieses Mal in den Eulachhallen in Winterthur ZH. Von 9.30 Uhr bis 14 Uhr steht ein Festakt an. 

Am Sonntag dann die ganz grosse Bühne. Am Vormittag (9 Uhr) lädt Seine Heiligkeit im Zürcher Hallenstadion zu den sogenannten «Unterweisungen». Der Termin ist bis 12 Uhr geplant. 

Zum Abschluss seines Besuchs steht am Montag (9.15 Uhr) im Kongresshaus Liebestrasse in Winterthur ZH eine akademische Veranstaltung mit dem Dalai Lama an. Dort allerdings nur geladen: Angehörige der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).  

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?