Der amerikanische Corona-Experte Dr. Anthony Fauci (79) ist «absolut nicht überrascht», dass sich US-Präsident Donald Trump (74) mit Covid-19 angesteckt hat. In einem Interview mit CBS sagte der landesweit führende Experte für Infektionskrankheiten: «Ich war besorgt, dass er krank werden könnte, als ich ihn in einer völlig riskanten Situation in der Menschenmenge sah – kein Abstand zwischen den Leuten, und fast niemand trug eine Maske.»
Fauci schien sich auf den Anlass im Rosengarten des Weissen Hauses am 26. September zu beziehen, bei dem Trump Amy Coney Barrett (48) als Kandidatin für den Obersten Gerichtshof vorstellte. Mindestens zwölf Personen wurden nach der Veranstaltung positiv getestet. Auch Donald Trump und seine Frau Melania (50).
Fauci weiter: «Als ich das im Fernsehen sah, sagte ich mir: ‹Ach du meine Güte. Das kommt nicht gut, da werden wir ein Problem haben.›» Dann habe sich tatsächlich herausgestellt, dass es sich um ein Superspreader-Ereignis handelte, obwohl es im Freien stattfand.
Fauci empfiehlt Masken
Trotz Corona-Warnungen hatten sich die über hundert Gäste bei der Begrüssung die Hände geschüttelt und gar umarmt. Masken waren fast keine zu sehen. Möglicherweise fühlten sich die Leute sicher, weil sie vor der Veranstaltung getestet worden waren.
Trump wurde nach seinem positiven Testergebnis ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus verlegt, wo ihm Sauerstoff zugeführt wurde. Nach drei Tagen Spitalaufenthalt posierte er nach seiner Rückkehr ins Weisse Haus auf dem Balkon – ohne Maske, aber mit sichtbar schwerem Atem. «Habt keine Angst vor Covid. Lasst nicht zu, dass es euer Leben beherrscht», sagte er ins Mikrofon.
Fauci empfiehlt dringend, Masken zu tragen, denn «die funktionieren wirklich». Im Interview sagte er: «Es ergibt für mich keinen Sinn, warum Trump das Tragen einer Maske mit Schwäche gleichsetzt.»
Trump poltert gegen den Corona-Experten
Die Kritik des Corona-Experten kam beim US-Präsidenten erwartungsgemäss schlecht an. Während eines Telefonats mit seinem Wahlkampfteam soll Trump mächtig Dampf abgelassen, berichtet die «New York Times». So motzte Trump: «Hätten wir mehr auf Fauci gehört, hätten wir sogar 700'000 oder 800'000 Tote.» Tatsächlich starben in den vergangen Monaten in den USA knapp 220'000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion.
Die Bevölkerung sei es leid, ständig «von Fauci und all den Idioten» zu hören, polterte Trump im Kreis seiner Vertrauten weiter. Fauci, der eigentlich als Berater für den Präsidenten tätig ist, sei schlicht «eine Katastrophe». «Jedes Mal, wenn er im Fernsehen auftritt, gibt es eine Bombe. Aber es gibt eine noch viel grössere Bombe, wenn man ihn feuert», so Trump weiter. Gleichzeitig soll Trump den Experten während des Gesprächs aber wiederum auch als «netten Typen» bezeichnet haben.
Auf Twitter schoss Trump am Montag dann noch weitere Giftpfeile in Richtung Anthony Fauci ab. Dort machte sich der US-Präsident unter anderem darüber lustig, dass der 79-jährige Fauci bei einem zeremoniellen ersten Wurf eines Baseballspiels in Washington – dem sogenannten «First Pitch» – eine schlechte Figur abgegeben habe. Es sei der womöglich «schlechteste First Pitch in der Geschichte des Baseballs» gewesen, schrieb Trump. (gf)