In der Schweiz sind bisher rund 32’000 Menschen am Coronavirus erkrankt. Weltweit sind es bald mehr als zehn Millionen. Ein Grossteil dieser Fälle verläuft mild, da sind sich die Experten einig. Vier von fünf Patienten gelten nach rund zwei Wochen als geheilt.
Doch unterdessen mehren sich die Berichte von Corona-Patienten, die auch nach angeblicher Genesung eines milden Falls über Probleme klagen. In Facebook-Gruppen haben sie zu Tausenden zusammengefunden und erzählen von einem Alltag, der durch Corona ein anderer geworden ist. Es sind junge Menschen, oft sportliche, mitten im Berufsleben stehende Frauen und Männer, die nicht zur Risikogruppe gehören und unter ständiger Müdigkeit, Lungenbeschwerden oder Konzentrationsproblemen leiden. Die noch vor kurzem mitten im Berufsleben standen und jetzt nicht wissen, wie lange der Weg zurück noch dauert. BLICK hat mit zwei von ihnen gesprochen:
Ute R.* (56), Bankkauffrau aus Baden-Württemberg (D)
«Vor Corona war ich kerngesund und habe drei, viermal die Woche Sport gemacht. Nach einem Urlaub in Ägypten Ende Februar fühlte ich mich ausgelaugt und schlapp. Ich litt an schwerer Atemnot und hatte hohes Fieber. Ein PCR-Test wies mich als Corona-negativ aus. Bis ich wieder arbeiten konnte, dauerte es vier Wochen. Allerdings war ich dabei sehr vergesslich, desorientiert und bei einfachen Abläufen, die ich sonst im Schlaf tätigte, völlig neben der Spur. Ich versuchte auch wieder, sportlich aktiv zu werden – und bekam dafür die Quittung!
Kurz nach Ostern gingen die Symptome wieder los, ich hatte hohes Fieber und ein merkwürdiges Gefühl in der Brust. Mittlerweile war ich mit einem Antikörper-Test auf Corona-positiv getestet worden. Trotzdem konnte mir auch nach zahlreichen Untersuchungen niemand erklären, woher meine langanhaltenden Schmerzen kommen. Ich pendle zwischen Ärzten hin und her und hoffe auf eine baldige Diagnose. Auch heute habe ich noch Brustkorbschmerzen und fühle mich sehr schwach. Körperliche Aktivitäten sind kaum möglich und ich habe ein grosses Ruhe- und Schlafbedürfnis. Immerhin kann ich wieder kürzere Spaziergänge unternehmen, längeres Stehen geht allerdings nicht.»
Dr. med. Christian Clarenbach ist Oberarzt am Zentrum für Pneumologie im Unispital Zürich. Der Lungenspezialist behandelt unter anderem Corona-Patienten.
Genesen, aber nicht gesund. Kennen Sie auch solche Fälle?
Christian Clarenbach: Ja, wir haben auch Patienten, die nach einer Covid-19-Infektion nicht richtig gesund geworden sind. Sie gingen nach überstandener Erkrankung an den Arbeitsplatz zurück oder wollten Sport machen, kamen aber nicht mehr an die alte Leistungsfähigkeit heran. Das sind bisher allerdings nur Einzelfälle. Wir befinden uns nun ein paar Monate nach dem Peak und müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Worunter leiden diese Patienten?
Bei einigen brachten Untersuchungen einen Gewebeschaden in der Lunge ans Licht. Das passt zu Krankheiten wie SARS, wo einige Patienten auch solche Langzeitfolgen hatten. Dort waren vor allem Risikopatienten betroffen, die einen schweren Krankheitsverlauf hatten. Bei Corona könnte es zudem auch zu Herzschwierigkeiten oder neurologischen Problemen kommen, die längerfristig Leiden verursachen.
Was raten Sie Menschen, die auch Wochen nach eigentlicher Gesundung über Probleme berichten?
Nicht in Panik geraten. Dass man gleich nach der Krankheit nicht die alte Leistungsfähigkeit erreicht, ist normal. Ist man aber beispielsweise auch nach einigen Wochen sehr schnell ausser Atmen oder bei der Arbeit überfordert, sollte man unbedingt einen Hausarzt aufsuchen. (vof)
Dr. med. Christian Clarenbach ist Oberarzt am Zentrum für Pneumologie im Unispital Zürich. Der Lungenspezialist behandelt unter anderem Corona-Patienten.
Genesen, aber nicht gesund. Kennen Sie auch solche Fälle?
Christian Clarenbach: Ja, wir haben auch Patienten, die nach einer Covid-19-Infektion nicht richtig gesund geworden sind. Sie gingen nach überstandener Erkrankung an den Arbeitsplatz zurück oder wollten Sport machen, kamen aber nicht mehr an die alte Leistungsfähigkeit heran. Das sind bisher allerdings nur Einzelfälle. Wir befinden uns nun ein paar Monate nach dem Peak und müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Worunter leiden diese Patienten?
Bei einigen brachten Untersuchungen einen Gewebeschaden in der Lunge ans Licht. Das passt zu Krankheiten wie SARS, wo einige Patienten auch solche Langzeitfolgen hatten. Dort waren vor allem Risikopatienten betroffen, die einen schweren Krankheitsverlauf hatten. Bei Corona könnte es zudem auch zu Herzschwierigkeiten oder neurologischen Problemen kommen, die längerfristig Leiden verursachen.
Was raten Sie Menschen, die auch Wochen nach eigentlicher Gesundung über Probleme berichten?
Nicht in Panik geraten. Dass man gleich nach der Krankheit nicht die alte Leistungsfähigkeit erreicht, ist normal. Ist man aber beispielsweise auch nach einigen Wochen sehr schnell ausser Atmen oder bei der Arbeit überfordert, sollte man unbedingt einen Hausarzt aufsuchen. (vof)
Thomas K.* (30) aus Berlin (D)
«Ich bin 30 Jahre alt, gewöhnlich sportlich aktiv und habe keine Vorerkrankungen. Am 24. März bin ich an Covid-19 erkrankt. Nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus bin ich seit dem 1. April wieder zu Hause. Die Ärzte sagten, ich solle mich dort auskurieren. Nach zwei Wochen fühlte ich mich besser, nach einem Monat traute ich mich, eine Runde mit dem Fahrrad auf der Bahn zu fahren. Einen Tag später aber kamen die Symptome zurück – und blieben. Dazu gehören Halsschmerzen, verstopfte Nase, Herzrasen in Ruhesituationen, Schlafstörungen, Atemnot, Brustschmerzen, Schweissausbrüche, Kälte- und Hitzeschübe, extreme und langanhaltende Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kraftlosigkeit, Appetitlosigkeit und depressive Stimmung.
Viele Symptome bleiben lange bestehen, manche kommen neu hinzu oder verschwinden nach einiger Zeit wieder. Arbeiten ist nicht mehr möglich, zu anstrengend sind die Tage. Bereits dreimal musste ich in die Notaufnahme eingeliefert werden, kürzlich kollabierte ich einfach so. Es wurden bereits diverse Untersuchungen gemacht, darunter zwei CTs de r Lunge und ein Langzeit-EKG – jeweils ohne Ergebnisse.»
Diese Einzelschicksale werden bisher erst durch wenige Studien gestützt, eine ist allerdings bemerkenswert: In Grossbritannien und den USA kamen Forscher bei der Untersuchung von 3,8 Millionen Patientendaten zum Schluss, dass jeder zehnte Corona-Infizierte länger als zwei Wochen an den Symptomen leidet. Manchmal seien das wenige Tage, manchmal mehrere Monate. Dem «Guardian» sagte einer der Studienautoren: «Ich habe 100 Krankheiten studiert. Corona ist die merkwürdigste, die ich bisher sah.»
*Namen der Redaktion bekannt