Um diesen Sieg hat er sich selbst gebracht: Donald Trump (69) hat die Vorwahlen im US-Staat Wisconsin (5,6 Mio. Einwohner) verloren - nach der schlimmsten Woche in seinem bisherigen Wahlkampf besiegte ihn Ted Cruz (45).
Bei den Demokraten verlor Hillary Clinton (68) gegen Bernie Sanders (74). Für sie wird es langsam gefährlich: Noch hat auch sie einen deutlichen Vorsprung an Delegierten-Stimmen, aber es ist ihre sechste Niederlage in Folge.
Die aktuellen Ergebnisse (Stand 9.30 Uhr Schweizer Zeit):
Republikaner: Donald verliert, führt aber weiter
Resultat in Wisconsin
- Ted Cruz (45): 48,3 Prozent
- Donald Trump (69): 35,1 Prozent
- John Kasich (63): 14,1 Prozent
Zwischenstand
Donald Trump: 740 Delegierte
Ted Cruz: 514 Delegierte
John Kasich: 143 Delegierte
Für eine Nomination braucht es die Stimmen von 1237 Delegierten.
Was bedeutet das Ergebnis? Zum Leidwesen der Parteiführung, die Trump zu grossen Teilen und gegen die aktuelle Mehrheit ihrer Mitglieder ablehnt, dass sich nicht viel ändert. Trump ist weiterhin der einzige Kandidat mit einer realistischen Chance, knapp die erforderliche Mindestzahl von 1237 Delegierten für eine Nominierung zu erreichen. In Wisconsin holte sich Cruz 33 Delegierte, Trump nur drei - ein respektabler Sieg, der die Kräfteverhältnisse nicht verändert. Trump hat aktuell 242 Delegierte Vorsprung.
Cruz müsste in den folgenden grossen Bundesstaaten (z. B. New York, New Jersey, Kalifornien) rund 90 Prozent der Stimmen holen, aber dort liegt Trump laut den bisherigen Umfragen durchweg vorn. Kasich ist vollkommen chancenlos, er hat ausser in seinem Heimatstaat Ohio bisher jede Wahl verloren, bleibt aber trotz aller Kritik dabei.
Beide hoffen jedoch, dass Trump vorzeitig aufgibt oder die Mindestzahl von Delegierten nicht erreicht. Dann, so ihre Kalkulation, hätten sie bei einer Kampfabstimmung auf dem Parteitag eine Chance – wobei unklar bleibt, wieso die Delegierten in diesem Fall für jemanden stimmen sollten, der nicht die bisher meisten Stimmen geholt hat.
Trump galt für Wisconsin einige Zeit als knapper Favorit, ruinierte es sich aber selbst. Er geriet in den (wohl unberechtigten) Verdacht, einen Magazinartikel über angebliche Sex-Affären seines Konkurrenten Ted Cruz lanciert zu haben, verhedderte sich in einer glücklosen Diskussion darüber, ob Frauen nach eine Abtreibung bestraft werden sollten. Seinem Wahlkampfmanager wird vorgehalten, eine Journalistin zu hart angepackt zu haben - und das politische Washington zerpflückte genüsslich seine rechnt unkonventionellen aussenpolitischen Ansichten, die er in langen Interviews ausgeführt hatte.
Demokraten: Bernie gewinnt und holt auf
Resultat in Wisconsin
- Bernie Sanders (74): 56,5 Prozent
- Hillary Clinton (68): 43,1 Prozent.
Zwischenstand
Hillary Clinton: 1743 Delegierte
Bernie Sanders: 1056 Delegierte
Für eine Nomination braucht es die Stimmen von 2383 Delegierten.
Hillary Clinton gerät nach einer Reihe von Niederlagen zunehmend in Bedrängnis. Ihr Problem: Sie steht als ehemalige Aussenministerin für das aktuelle politische System - in einem Wahljahr, in dem sich viele Amerikaner einen radikalen Wechsel wünschen. Ihr Ruf ist vielfach angeschlagen: Vorwürfe von Korruption, dramatische aussenpolitische Fehleinschätzungen in ihrer Amtszeit, sicherheitspolitische Vorwürfe (streng geheime Emails privat gespeichert, dann plötzlich gelöscht).
Bernie Sanders hat in den Wahlkampf Ideen eingeführt, die für die USA bisher undenkbar waren: soziale Forderungen wie bezahlter Mutterschutz, landesweite Mindestlöhne und kostenlose Universitäten. In vielen europäischen Ländern seit langem Standards, in Amerika roch das bisher nach «Kommunismus» und Enteignung der Unternehmerschaft. Besonders junge Leute sind begeistert von Sanders - der seit Jahrzehnten in Bürgerbewegungen aktiv war, damit als echt und ehrlich gilt.
Erst im November, in acht Monaten, wird der neue Präsident gewählt. Bis Mitte Juni laufen noch die Vorwahlen. Wegen der knappen Mehrheiten dürfte erst dann feststehen, wer der jeweilige Spitzenkandidat der beiden Parteien sein wird.