Das Licht geht aus. Die Musik wird leiser. Hell ist nur noch die weisse Wand auf der Bühne. Aus dieser tritt er heraus, zuerst als Silhouette. Dann, wenn das Saallicht angeht, als Donald Trump. Der Milliardär. Und jetzt der Präsidentschaftskandidat.
Trump sagt am ersten Abend des Parteikonvents der Republikaner, was er immer sagt: «Wir werden gewinnen.» Mit wenigen Worten stellt er seine Gattin vor, Melania Trump (46). «Die nächste First Lady Amerikas.»
Im blütenweissen Kleid tritt sie ans Rednerpult. Melania Trump, das ehemalige Model, vor zwanzig Jahren aus Slowenien in die USA eingewandert und seit 18 Jahren an der Seite der Tycoons aus New York. Wird er gewählt, wäre sie nach Louisa Adams (1775 – 1852) erst die zweite First Lady, die nicht in den USA zur Welt kam. «Sie sieht umwerfend aus», sagt die Sitznachbarin. Klatscht, grölt, johlt, wie der ganze Saal.
Melania Trumps Auftrag: sie muss sich den Amerikanern vorstellen – und Trump als Menschen darstellen, als Gatte und Vater. Das tut sie mit überraschend starkem Akzent. Zuweilen tönt sie wie eine Bond-Gespielin.
Toller Mann, toller Vater
Etwas hölzern spult Melania Trump ihre Lebensgeschichte ab. Erzählt, wie sie in Slowenien aufwuchs, von der Mutter den Sinn fürs Schöne und Mode, vom Vater den Sinn für Geschäft habe. Wie sie nach New York kam. Wie sie dort den US-Pass erhielt, «das grösste Privileg auf Erden».
Irgendwie aufgesetzt klingt, wie sie von ihrem Mann schwärmt. «Es gibt niemanden, der so sehr für etwas kämpft wie Donald», sagt Melania. «Das wird er auch für Amerika tun.»
Ein toller Mann sei er, ein toller Vater, ein toller Leader. Wild wirft Melania mit Adjektiven um sich. Loyal. Respektvoll. Grosszügig. All das sei er, der Donald.
Nicht wie eine First Lady, wie eine Schönheitskönigin schliesst sie ihre Rede. Sie werde sich für die Schwachen einsetzen, für Kinder und für Frauen. Und natürlich liebe ihr Mann alle, Christen, Juden und Muslime, die Armen, ja sogar Schwarze und Latinos. Was komisch wirkt in einem Saal, in dem nur das Putzpersonal nicht weiss ist.
Nach der Rede holte Donald Trump seine Gattin von der Bühne. Die beiden küssten sich und gingen. Just machten auf Twitter Plagiatsvorwürfe die Runde, Melania habe sich Teile von Michelle Obamas Rede 2008 geborgt.
Hass gegen Hillary Clinton
Neben Melania steht am ersten Abend noch eine zweite Frau im Fokus. Sie ist nicht in Cleveland: Hillary Clinton (68), Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Fällt ihr Name, hallen Buhrufe durch den Saal. Fast jeder Redner macht sie verantwortlich für den Tod von vier Amerikanern während einer Terrorattacke im September 2012 in der libyschen Küstenstadt Bengasi. «Hillary Clinton hat meinen Sohn auf dem Gewissen», sagt Patricia Smith, Mutter von Sean Smith, der in Bengasi starb.
Zwei Soldaten, die den Angriff von Bengasi erlebten, werfen Clinton vor, die damalige Aussenministerin hätte sie im Stich gelassen.
Zwei Mütter und ein Vater, deren Söhne von Einwanderern ermordet wurden, gaben Clinton die Schuld – und bejahen die Mauer, die Trump gegen Immigranten bauen möchte. Ihr Tenor: Wer die Stimme Hillary Clinton gebe, riskiere damit das Leben aller Kinder in Amerika.
Witz über Hosenanzug
Der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani (72), macht Clinton verantwortlich für den Sturz des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi (1942 – 2011) und das seither herrschende Chaos in Libyen. Der Senatskandidat Darryl Glenn (51) aus Colorado machte sich sogar lustig über die Hosenanzüge von Clinton. Einigen Republikanerinnen ist das dann doch zu viel. Die Sitznachbarin: «Er hat gerade einige Stimmen von Frauen verloren.» Aber auch sie: «Klar, ich hasse Hillary.»