BLICK auf die USA: US-Reporter Nicola Imfeld über den möglichen Trump-Herausforderer Pete Buttigieg (37)
Der schwule Obama erobert Amerika

Jede Woche schreibt BLICK-US-Reporter Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um den Aufstieg des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Pete Buttigieg.
Publiziert: 15.11.2019 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2020 um 08:39 Uhr
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Nicola Imfeld, US-Reporter für BLICK
Foto: Nicola Imfeld
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Das Impeachment-Drama in Washington hat mit den öffentlichen Anhörungen diese Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Derweil bahnt sich knapp 1500 Kilometer westlich, im Bundesstaat Iowa, ein Polit-Märchen an.

In der Hauptrolle: Pete Buttigieg (37). Der demokratische Präsidentschaftsbewerber hat in diesem für die parteiinternen Vorwahlen zentralen Staat die Führung übernommen. Vor einigen Monaten lag er noch abgeschlagen hinter den Top-Demokraten Joe Biden (76), Elizabeth Warren (70) und Bernie Sanders (78) zurück. Nun führt er das Feld gemäss einer neuen Umfrage der Monmouth University mit 22 Prozent an.

In meiner Kolumne vom April habe ich den bis dato unbekannten Buttigieg vorgestellt – als möglichen Überraschungsmann auf Seiten der Demokraten. Nun bahnt sich genau dieses Szenario an: Pete Buttigieg (ausgesprochen: Buttitschitsch) ist auf Kurs. Sein Ziel: Im Frühjahr die demokratischen Vorwahlen zu gewinnen und im kommenden November US-Präsident Donald Trump (73) herauszufordern.

Kriegsveteran, jüngster Bürgermeister, Sprachgenie

Buttigieg hat mit seinen erst 37 Jahren einen imposanten Lebenslauf vorzuweisen: In jungen Jahren studierte er an den renommierten Universitäten Harvard und Oxford. Zwischen 2009 und 2013 diente er in der US-Marine, sieben Monate davon im aktiven Dienst in Afghanistan. 2012 wurde er jüngster Bürgermeister in der Geschichte der USA. Und: Buttigieg spricht sieben Sprachen fliessend.

Der Shootingstar überzeugt die Wähler immer mehr auch mit konkreten Vorstellungen. Er will das Wahlsystem und die Krankenversicherung reformieren sowie für eine Politik der Fairness eintreten. Ihm gelingt es bei seinen Auftritten jeweils, diese Ziele verständlich und gleichzeitig mit der nötigen Tiefe zu vermitteln. Buttigieg ist eloquent, ruhig und freundlich – das pure Gegenteil von Amtsinhaber Donald Trump.

Die Parallelen mit Obama

Sein Aufstieg bei den demokratischen Vorwahlen erinnert an die Kampagne von Barack Obama. Als blutjunger Senator stieg der spätere US-Präsident Anfang 2007 in die demokratischen Vorwahlen ein. Lange Zeit galt Obama als Aussenseiter, bis er gegen Ende des Kalenderjahres zu einer legendären Aufholjagd ansetzte. Wie Buttigieg eroberte auch Obama zuerst Iowa, ehe er in anderen Bundesstaaten zulegte.

Es gibt noch weitere Parallelen: Buttigieg versprüht wie Obama 2007 Optimismus gepaart mit Aufbruchsstimmung. Wo Obama «Hoffnung» und «Veränderung» predigte, ruft Buttigieg nach «Hoffnung» und «Zugehörigkeit». Weiter werden beiden erstklassige Rednerqualitäten attestiert. Buttigieg spricht wie Obama die politische Mitte seiner Partei an und kann mit seinen Visionen auch bei progressiven und konservativen Wählern punkten.

Die symbolisch wichtigste Gemeinsamkeit: Buttigieg wäre wie sein berühmter Parteikollege der Erste seinesgleichen. Barack Obama ging als erster schwarzer Präsident der USA in die Geschichte ein. Buttigieg könnte der erste schwule Präsident werden.

Noch ist es ein langer und steiniger Weg bis ins Weisse Haus. Doch Pete Buttigieg hat nun nicht mehr nur das Zeug zum US-Präsidenten, er hat auch die vielversprechende Ausgangslage. Die Geschichte von 2008 – sie könnte sich zwölf Jahre später wiederholen.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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