Als erster nordkoreanischer Führer seit dem Ende des Korea-Krieges vor 65 Jahren hat Kim Jong Un die Grenze nach Südkorea überquert. Der Machthaber wurde an der Demarkationslinie am Freitag von Südkoreas Präsident Moon Jae In zu ihrem ersten Gipfeltreffen empfangen. Zuvor wurde Kim noch dazu gebraucht, dem neuen US-Aussenminister einen guten Start zu verschaffen.
Spontane, bedeutende Geste
Beide Staatschefs begrüssten sich herzlich. Spontan forderte Kim den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle im Boden, die die Linie kennzeichnet, auch nach Norden zu überqueren. Moon betrat damit nordkoreanischen Boden, was nicht angekündigt war. Zwischen den blauen Baracken, die beide Seiten nach dem Krieg als Besprechungsräume nutzten, markiert die Betonschwelle zwischen dem Sandfeld im Norden und dem Kiesbett im Süden die Demarkationslinie.
Auf ihrem ersten Gipfel haben Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Präsident Moon Jae In auch über die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Wie Moons Sprecher am Freitag im Grenzort Panmunjom sagte, sei es um die Denuklearisierung und die Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen gegangen. Beide Seiten arbeiteten an einer gemeinsamen Erklärung, die zum Abschluss des eintägigen Gipfels verkündet werden solle. «Wir versuchen, unsere Differenzen zu verringern», sagte der Sprecher. Zum Abendessen werde auch Kims Frau Ri Sol Ju dazu stossen.
Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete vor dem Treffen, Kim werde alle Themen besprechen, die zur Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen sowie zu Frieden, Wohlstand und der Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel beitragen.
Beide Machthaber optimistisch
«Jetzt beginnt eine neue Ära», schrieb Kim in einem Gästebucheintrag: «ein Zeitalter des Friedens». Dazu sagte er: «Wir können eine bedeutende Vereinbarung erreichen, aber wichtig ist, dass sie umgesetzt wird. Wenn nicht, werden wir unser Volk enttäuschen.» Der Machthaber erwartet «freimütige Diskussionen» und hofft auf «gute Ergebnisse».
Moon äusserte die Hoffnung, dass es noch am Freitag zu einer Vereinbarung kommen werde, die die Friedenshoffnungen der Menschen erfülle. Er begrüsste die «mutige Entscheidung» Kims, zu dem ersten Gipfel in Südkorea zu kommen. Er forderte ihn im Grenzdorf Panmunjom auf, beim Treffen gemeinsam «kühne»Entscheidungen zu treffen.
Die Schweiz begrüsst Annäherung zwischen Nord- und Südkorea
Die Schweiz begrüsst die Annäherung zwischen Nord- und Südkorea. Sie ermutigt die Verhandlungsparteien, die kommenden Gespräche mit dem konstruktiven Geist von Panmunjom fortzusetzen.
Die Problematik der Atomwaffen wie auch die Sicherheitsprobleme auf der koreanischen Halbinsel könnten nur im Rahmen eines diplomatischen Verfahrens gelöst werden, hiess es am Freitag in einem Communiqué des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Die involvierten Parteien sollten deshalb den konstruktiven Geist des historischen Treffens von Panmunjom beibehalten, etwa für den geplanten Gipfel von US-Präsident Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Was Kim mit Südkoreas Präsident Moon Jae In bei ihrem Gipfeltreffen vereinbart hatten, sei historisch, hiess es weiter. Die Schweiz biete wie auch bei anderen Konflikten ihre Guten Dienste und Vermittlungstätigkeiten an.
Die Schweiz engagiere sich seit langem für Frieden und Dialog auf der koreanischen Halbinsel, auch durch ihre militärische Präsenz in Panmunjom. Dort ist seit Inkrafttreten des Waffenstillstand im Jahr 1953 in der entmilitarisierten Zone eine neutrale Überwachungskommission (NNSC) stationiert.
US-Propaganda für neuen Aussenminister
Die Ergebnisse des Gipfels werden auch Grundlage für das Ende Mai oder Anfang Juni geplante Treffen zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump sein. Es ist nach 2000 und 2007 in Pjöngjang der dritte innerkoreanische Gipfel, aber der erste seit der Eskalation der Spannungen über Nordkoreas Atom- und Raketentests und der erste auf südkoreanischem Boden.
Kurz zuvor hatte die US-Regierung Fotos eines Treffens zwischen dem damaligen CIA-Chef Mike Pompeo und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un veröffentlicht. Pompeo war am Osterwochenende Anfang April überraschend in das abgeschottete Land gereist und hatte dort Kim getroffen. Der geheime Besuch war der ranghöchste Kontakt zwischen den USA und Nordkorea seit fast zwei Jahrzehnten.
US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag gesagt, die persönliche Begegnung zwischen den beiden sei erst ausgemacht worden, als Pompeo schon im Land gewesen sei. Sie habe rund eine Stunde gedauert. Bei dem Treffen ging es darum, einen geplanten Gipfel zwischen Trump und Kim vorzubereiten. Dafür gibt es noch keinen Termin. Zuletzt war von Anfang Juni die Rede. Trump erklärte, er habe drei oder vier Termine ins Auge gefasst.
Pompeo ist inzwischen Aussenminister der USA. Er wurde am Donnerstag vom Senat bestätigt. Allerdings war das Ergebnis äusserst knapp. Eine Nicht-Bestätigung wäre eine riesige Blamage für Trump gewesen. (SDA)