USA
Polizeibekannter Republikaner Verdächtiger in Briefbomben-Serie

Miami/Washington – Nach der Serie von Briefbomben an prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Der 56-jährige Cesar Sayoc wurde am Freitag in der Stadt Plantation im Bundesstaat Florida gefasst.
Publiziert: 26.10.2018 um 22:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 22:46 Uhr
Spezialfahrzeug der Polizei von New York City am Donnerstag beim Abtransport einer Briefbombe, die an Ex-CIA-Chef James Clapper adressiert war.
Foto: Keystone/EPA/PETER FOLEY

Die US-Behörden zeigten sich optimistisch, den Verantwortlichen für die mindestens 14 Briefbomben gefasst zu haben, die das Land in den vergangenen Tagen in Atem gehalten hatten. Er sei durch DNA-Spuren und Fingerabdrücke überführt worden.

Justizminister Jeff Sessions sagte, dem Mann würden fünf schwerwiegende Tatbestände zur Last gelegt, darunter Bedrohung ehemaliger Präsidenten. Bei einem Schuldspruch drohten dem Mann bis zu 48 Jahre Haft. Cesar Sayoc Mitglied der Republikanischen Partei, polizeibekannt und in den sozialen Medien mit aggressiven Äusserungen gegen Trump-Kritiker vertreten.

FBI-Chef Christopher Wray sagte, Fingerabdrücke des festgenommenen Verdächtigen seien auf einem der versandten Päckchen an eine Kongressabgeordnete gefunden worden. Er warnte, es könnten noch weitere Päckchen unterwegs sein, die wie die sichergestellten Sendungen «potenziell explosives Material» enthalten könnten. «Wir sind noch nicht aus dem Schneider», sagte Wray. Auch könne nicht ausgeschlossen werden, dass es weitere Täter gebe.

Einem CNN-Bericht zufolge wurde Cesar Sayoc zunächst in einer FBI-Zentrale in Florida festgehalten. Später sollte er in ein Bundesgefängnis in Miami verlegt werden und dürfte wahrscheinlich am Montag erstmals dem Richter vorgeführt werden, hiess es in Justizkreisen. Die Klagen würden vermutlich von der Bundesstaatsanwalt in New York vorgebracht und der Verdächtige schliesslich dorthin gebracht. Sessions hatte zunächst gesagt, dem Mann drohten bei einem Schuldspruch 58 Jahre Haft. Sein Büro korrigierte die Zahl später auf 48 Jahre.

Nach öffentlich zugänglichen Informationen wurde der Verdächtige während der vergangenen Jahre mehrfach festgenommen, unter anderem wegen einer Bombendrohung. Auf seinem Kleinbus waren zahlreiche Aufkleber mit den Porträts von Trump und Vizepräsident Mike Pence angebracht. Auch ein Aufkleber mit der Aufschrift «CNN ist zum Kotzen» ist zu erkennen.

Die Serie von Briefbomben hält das Land schon seit Tagen in Atem. Insgesamt wurden bisher 14 Sprengsätze in Päckchen gefunden - adressiert an prominente Kritiker Trumps und hochrangige Demokraten, darunter auch Ex-Präsident Barack Obama, sein Vize-Präsident Joe Biden und Ex-Aussenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Bisher wurde niemand verletzt. Die Behörden betonten, es habe sich bei den Bomben aber um eine ernste Bedrohung und nicht um einen üblen Scherz gehandelt.

Wenige Tage vor der Kongresswahl am 6. November werfen die Bombenfunde ein Schlaglicht auf ein politisch tief gespaltenes Land. Trump hatte die Bomben verurteilt, den Medien aber zugleich vorgeworfen, mit falschen Berichten das Klima zu vergiften. Umgekehrt beschuldigen Trumps Kritiker ihn, Hass zu schüren. Vor der Festnahme beklagte der Präsident am Freitag, dass durch die Briefbomben von der Politik abgelenkt werde. Der «'Bomben-Kram» schade dem Wahlkampf seiner Republikaner. «Sehr unglücklich, was passiert», schrieb er auf Twitter.

Später verkündete Trump schliesslich vor einem jubelnden Publikum im Weissen Haus persönlich die Festnahmen des FBI. Er sagte, solche Terrorakte seien abscheulich und hätten keinen Platz in den USA. Er wolle alles in seiner Macht Stehende tun, um politische Gewalt zu stoppen. Auch Sessions sagte, politische Gewalt und Gesetzlosigkeit dürften nicht toleriert werden.

Nach einer ersten Serie waren zuletzt noch einmal vier weitere verdächtige Pakete aufgetaucht. Eines war an Ex-Geheimdienstchef-Chef James Clapper adressiert. «Das ist definitiv Inlands-Terrorismus», sagte Clapper auf CNN. Zwei weitere Sendungen gingen an demokratische Senatoren, eine an einen Parteispender.

Zuvor waren schon Pakete unter anderen an das New Yorker Büro von CNN gegangen. Auch dem Trump-kritischen Schauspieler Robert DeNiro wurde ein Bombenpäckchen geschickt. DeNiro sagte, er danke Gott, dass niemand verletzt wurde. Zudem forderte er die Amerikaner zur Wahl auf: «Es gibt etwas Mächtigeres als Bomben, und das ist Ihre Stimme.»

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