US-Neonazi heult nach Charlottesville-Ausschreitungen
«Ich habe Angst!»

In einer Dokumentation über die Charlottesville-Proteste macht der Neonazi Christopher Cantwell auf dicke Hose. Nun wird ihm der ganze Rummel offenbar zu viel.
Publiziert: 17.08.2017 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:12 Uhr

Am Samstag demonstrierten Rechtsextreme verschiedener Gruppen in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia. Es war der grösste Aufmarsch solcher Art in den letzten Jahrzehnten in den USA.

Eines der Aushängeschilder der Demo war der Neonazi Christopher Cantwell (32). In einer Dokumentation von «Vice» (BLICK berichtete) tritt er als Sprecher der Bewegung auf und sagt Sachen wie: «Natürlich bin ich zu Gewalt fähig. Ich trage eine Waffe, ich gehe die ganze Zeit ins Gym.» 

In einer Szene läuft Cantwell oben ohne durch die Strasse und sagt über die Zusammenstösse mit Gegendemonstranten: «Wir waren nicht die Aggressoren. Ich sage nicht, dass wir gewaltfrei sind. Wir werden diese Leute verdammt noch mal töten, wenn es sein muss.»

Es wurde dann tatsächlich getötet. Ein Rechtsextremer fuhr mit seinem Auto in eine Menschenmenge und tötete dabei die Gegendemonstrantin Heather Heyer (†32). Die Aktion findet Cantwell mehr als gerechtfertigt: «Es müssen noch sehr viele Leute sterben, bis wir die Sache hier erledigt haben.»

«Ich möchte das Gesetz befolgen»

Jetzt holt die Realität Cantwell ein. Der Neonazi, der in der Doku einen auf dicke Hose macht, hat ein Video veröffentlicht, in dem er über die Nachwirkungen des Aufmarschs jammert. «Man hat mir gesagt, ich sei zur Verhaftung ausgeschrieben», sagt er und kämpft mit den Tränen.

Er wolle sich bei der Polizei erkundigen, könne aber das Haus nicht verlassen. «Mit all dem, was passiert, glaube ich nicht, dass es klug ist, wenn ich jetzt nach draussen gehe. Es herrscht Notstand, die Nationalgarde ist hier», so Cantwell. 

Trotz der Kommentare in der Dokumentation behauptet er, gewaltfrei zu handeln. «Ich möchte friedfertig sein. Ich möchte das Gesetz befolgen», so der Neonazi. Dann, mit brüchiger Stimme: «Und dann sehe ich, wie CNN das als gewalttätige, weiss-nationalistische Demonstration darstellt. Wir haben alles dafür getan, um dies friedlich zu halten!»

«Ich habe Angst davor, dass ihr mich tötet»

Cantwell, der sich an einem unbekannten Ort aufhält, bietet der Polizei an, sich zu stellen. «Ich bin bewaffnet, ich will keine gewalttätige Konfrontation mit euch. Ich habe Angst davor, dass ihr mich tötet, wirklich.»

Wo das Video gedreht wurde und ob sich die Polizei gemeldet hat, ist bislang unklar.

Gehandelt haben mittlerweile Facebook und der Bezahldienst Paypal. Nach seinen öffentlichen Auftritten haben sie Cantwells Konten gesperrt. (rey)

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