Thomas B.* (58) versucht es immer wieder. Der Arzt aus Baden AG schreibt Christian Drosten (48), dem Chefvirologen der Berliner Charité, unzählige Nachrichten auf Twitter. Der Inhalt: meist krude Verschwörungstheorien – unter anderem zu Bill Gates oder 5G-Antennen – und Verharmlosung der Corona-Pandemie.
Um 21.09 Uhr am Dienstagabend antwortet Drosten schliesslich auf eine von B.s* Botschaften. «Was wollen Sie mitteilen? Ich leihe Ihnen alle meine Follower und werde ihre Behauptungen kommentieren. Nur zu!», schreibt der Virologe öffentlich auf seinem Profil als Reaktion darauf.
Der Scheinwerfer ist auf den Arzt gerichtet. Und dieser glüht – vor Wut, da Drosten ihm nicht sofort antwortet. «Nach bald elf Stunden warte ich immer noch darauf, dass Sie ‹meine Behauptungen kommentieren›», schreibt Thomas B. Später wütet er weiter: «Melden Sie Clown sich wieder, wenn Sie ‹meine Behauptungen kommentieren› wollen.»
Drosten serviert B. ab
Da platzt auch Drosten irgendwann der Kragen. «Oh je. Auf diesem Niveau kommen wir nicht ins Gespräch», stellt er fest. Und macht kurzen Prozess: «Sie sind nun blockiert.» Drostens Follower feiern ihn dafür ab.
Der Arzt landete schon zu Ostern in den Schlagzeilen: Das Sonderkommando der Kantonspolizei Aargau musste nach Drohungen ausrücken. Die Beamten hatten zudem den Verdacht, dass der Mann bewaffnet sein könnte. Er wurde damals kurzzeitig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Nun lässt die Aargauer Regierung den Polizeieinsatz gegen den Arzt untersuchen. Sein Anwalt hält in einem Antrag fest, dass bei seinem Mandanten «zu keiner Zeit eine Selbst- und/oder Fremdgefährdung» vorgelegen habe. Bei der Staatsanwaltschaft Baden läuft eine Strafuntersuchung gegen den Mann. (szm)
*Name bekannt