In der Türkei findet zurzeit eine der grössten Protestaktionen der Welt statt. Tausende von Türken wandern über 400 Kilometer von Ankara nach Istanbul, um gegen die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan (63) zu protestieren. Die Menschenlawine ist seit knapp zwei Wochen unterwegs, täglich wird sie grösser. Sie ist nach Angaben der Teilnehmer auf rund 18'000 Personen angewachsen. Gestern marschierten die Demonstranten durch Düzce. Noch verbleiben 210 Kilometer bis zum Ziel.
Hinter dem gigantischen Protest steckt der Vorsitzende der oppositionellen Partei CHP, Kemal Kilicdaroglu (68). Er hatte auf den 15. Juni zum Marsch aufgerufen, nachdem der CHP-Abgeordnete Enis Berberoglu (60) zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Berberoglu soll einer Zeitung Informationen über einen illegalen Waffentransport an Extremisten in Syrien ausgehändigt haben.
Erdogan passt der Protest nicht: Er droht damit, dass «die Staatsanwälte jeden Moment aktiv» werden könnten.
Kilicdaroglus Aktion erinnert an den Salzmarsch von Mahatma Gandhi (†78). 1930 war er mit 78 seiner Anhänger 385 Kilometer durch Indien gezogen. Dieser stille, friedliche Protest brach das Salzmonopol der Briten und führte schliesslich zur Unabhängigkeit Indiens.
Übrigens: Auch in der Schweiz rufen Türken zu einem Marsch der Gerechtigkeit auf. Sie wandern am 1. und 2. Juli von Lausanne nach Genf. (gf)